GLOBAL2000: Blumensträuße - Pestizid-Cocktail zum Muttertag
In wenigen Tagen ist Muttertag. GLOBAL 2000 hat deshalb im Handel Schnittblumen eingekauft und auf Pestizid-Rückstände untersuchen lassen. In einem unabhängigen Labor wurden dabei stichprobenartig zehn Sträuße auf über 600 verschiedene Pestizide getestet. Die Ergebnisse: Die meisten untersuchten Blumensträuße können - wie bereits in den Vorjahren - getrost als “Pestizid-Potpourri” bezeichnet werden. Keine einzige Probe war frei von Pestiziden. „Bis zu 30 verschiedene Pestizide konnten je Blumenstrauß nachgewiesen werden - zu einem großen Teil mit ernsthaften Gesundheitsrisiken für Menschen. Fortpflanzungs-Schäden, Krebserkrankungen oder Störungen im Hormonhaushalt sind nur einige der möglichen Auswirkungen”, mahnt Dr. Waltraud Novak, Pestizid-Expertin bei GLOBAL 2000: “Es gibt jedoch auch dieses Jahr eine positive Ausnahme - auf einem Tulpenstrauß aus Österreich wurden nur drei Pestizide gefunden.”
Problemfelder
Bedenklich sieht Novak, dass auch dieses Jahr bei fast allen Proben Rückstände von Pestiziden gefunden wurden, die in der EU aus gravierenden Gründen verboten sind. Der Gift-Import durch die Hintertür hält also an. “Es fehlt nach wie vor an entsprechenden Einfuhr-Bestimmungen. Teilweise finden sich Substanzen, die seit über einem Jahrzehnt in der Europäischen Union nicht mehr zugelassen sind. Eine Sensibilisierung ist weder bei den Anbietern noch bei den Produzenten zu erkennen. Die EU muss hier dringend entsprechende Gesetze und Mechanismen schaffen, um ihre eigenen Verbote nicht ad absurdum zu führen. Von den Anbietern erwarten wir, dass sie nur Blumen anbieten, die nicht die Umwelt vergiften oder die menschliche Gesundheit gefährden”, so Novak weiter. Auf allen untersuchten Sträußen wurden Pestizide mit besonders negativen Eigenschaften für die menschliche Gesundheit gefunden. “Das negative Highlight unseres Tests war ein gemischter Blumenstrauß mit insgesamt 19 gesundheitlich hoch problematischen Substanzen”, erzählt Novak. “Gerade am Muttertag sollte uns das zu denken geben, da die - vorwiegend weiblichen - Arbeiterinnen auf den Plantagen in den Herkunftsländern mit diesen giftigen Substanzen hantieren müssen, oft ohne ausreichende Schutzausrüstung”. Mehr als die Hälfte der untersuchten Blumensträuße war darüber hinaus mit zehn oder mehr Pestiziden belastet. Der dabei verursachte “Cocktail-Effekt” ist wenig bis gar nicht erforscht. Novak besorgt dazu: “Wechselwirkungen, beispielsweise die Verstärkung einzelner Risiken, sind nicht Teil des Zulassungsverfahrens. Hier schlummert möglicherweise eine unbekannte Gefahrenquelle.”
Intransparenz
“Herkunftsangaben sucht man auf den Sträußen vergebens”, so Novak weiter. “In neun von zehn Fällen waren gar keine Angaben zur Herkunft zu finden. Die meisten Blumen kommen über den Hafen von Rotterdam nach Europa, die Produktion erfolgt jedoch fast ausschließlich in Ländern wie Kenia, Tansania oder Ecuador - europäische Schutzbestimmungen gelten dort natürlich nicht.” Gefordert ist demnach vor allem die Politik: “Es gibt zwei dringende Agenden”, so die GLOBAL 2000 Expertin: “Einerseits braucht es gesetzliche Grenzwerte bei Zierpflanzen und Schnittblumen, andererseits muss das seit langem angedachte Exportverbot für in der EU nicht-zugelassene Pestizide endlich umgesetzt werden.” Für all jene, die zum Muttertag trotzdem beschenken wollen, rät Novak: “Blumen selbst pflücken, nach ‘Bio-Blumen’ Ausschau halten, heimische Blumen bevorzugen oder in speziellen Slowflower-Shops einkaufen.”