Greenpeace: Keine Gesetzeslockerungen bei Neuer Gentechnik

Das EU-Gentechnik-Recht müsse weiterhin auch für neue Gentechnikverfahren gelten, fordert die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Hintergrund dieser Forderung ist die Einschätzung von Greenpeace, dass die Europäische Kommission bald die geltenden Gesetzesvorschriften für Neue Gentechnik aufweichen könnte.

Lebensmittel, die mit Gentechnik-Methoden wie der Genschere CRISPR-Cas hergestellt werden, könnten in Zukunft ohne vorgeschriebene Risikoabschätzung und -prüfung sowie ohne Kennzeichnung auf den Markt gebracht werden.

Gemäß eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs aus dem Jahr 2018 unterliegt die sogenannte Neue Gentechnik dem bestehenden Vorschriften für gentechnisch veränderte Organismen (EU-Gentechnik-Recht). Befürworter*innen der Gentechnik verlangen, dass die EU bestimmte gentechnisch veränderte Organismen vom EU-Gentechnik-Recht ausnimmt.

Die neuen Methoden seien aber genauso fehleranfällig wie die klassische Gentechnik, betont Greenpeace. Werde der „Gen”-Schnitt etwa nicht an der richtigen Stelle durchgeführt, können dadurch die Funktionen mehrerer Gene beeinträchtigt werden - das kann negative Folgen für Umwelt und Gesundheit haben. Außerdem werden die neuen Techniken wesentlich schneller entwickelt und sind damit entsprechend schwieriger zu kontrollieren.

Greenpeace: Politiker*innen müssten Konzern-Druck widerstehen

Greenpeace warnt eindringlich vor solch einer Lockerung im Gentechnik-Recht, die zulasten der Umwelt, Menschen und Tiere gehen würde. Politiker*innen müssten sowohl auf EU-Ebene als auch in Österreich dem Druck der Agrarchemie-Konzerne widerstehen und Umwelt und Menschen vor den Folgen Neuer Gentechnik schützen.

„Die Natur darf kein Versuchslabor für die Gentechnik-Industrie werden. Einmal in die Umwelt freigesetzt, wird gentechnisch verändertes Erbgut auf andere Pflanzen übertragen und kann nie wieder zurückgeholt werden. Die bestehenden Gesetze dürfen auf keinen Fall aufgeweicht werden, sonst wird ein Kreislauf in Gang gesetzt, der nicht mehr gestoppt werden kann”, warnt Ursula Bittner, Wirtschaftsexpertin bei Greenpeace in Österreich.

Das Schicksal unserer Lebensmittel und der Natur dürfe nicht in den Händen einiger weniger Gentechnik- und Agrarkonzerne liegen, die bislang wenig Rücksicht auf die Gesundheit der Menschen und die Umwelt genommen haben und nun mit Patenten auf neue Techniken ihre Marktdominanz weiter ausbauen wollen, erklärt Bittner. Die EU müsse sicherstellen, dass unsere Ernährung nicht auf einer Risikotechnologie, sondern auf einer ökologischen Landwirtschaft aufbaut, die Hand in Hand mit echtem Klima- und Umweltschutz geht. Darüber hinaus wolle ein großer Teil der österreichischen und europäischen Bevölkerung keine Gentechnik auf dem Teller. „Die Zulassung der Neuen Gentechnik müsse ebenso streng sein wie die der altbekannten Gentechnik. „Es braucht eine Risikobewertung, Nachweisbarkeit, Rückverfolgbarkeit und die Kennzeichnung als ´gentechnisch verändert´ für Produkte mit Neuer Gentechnik“, so Bittner.


Greenpeace-Positionspapier zu Neuer Gentechnik

Greeanpeace (Presseaussendung)

Ökonews (Artikel)