Greenpeace-Report zeigt: EU trägt massiv zu Regenwaldzerstörung bei

18. Sept 20

Als weltweit größter Importeur von Kaffee- und Kakaobohnen sowie einer der Hauptbezieher von Palmöl, Rindfleisch, Soja und Kautschuk hat die EU einen großen Einfluss auf die Zerstörung des Regenwaldes vor allem in Südamerika. Denn für diese Produkte werden weltweit Regenwaldflächen gerodet und in Flammen gesetzt. Demnach importiert die EU laut dem aktuellen Bericht von Greenpeace 36 Prozent aller landwirtschaftlichen und tierischen Güter aus globaler Waldzerstörung.

Der Greenpeace-Bericht “Der Heißhunger der EU” nimmt konkrete Rohstoffe aus Regenwaldzerstörung unter die Lupe, die auf dem EU-Markt landen: Demnach hat die EU im Jahr 2019 7,3 Millionen Tonnen Palmöl importiert, wovon jährlich rund 160.000 Tonnen nach Österreich gelangen. Allein von August 2019 bis Juli 2020 brannten im brasilianischen Amazonas mehr als 9.000 Quadratkilometer tropischer Regenwald - eine Fläche in etwa so groß wie das Bundesland Kärnten. „Wenn Europa und damit Österreich weiterhin ungebremst Produkte und Rohstoffe importieren, für die der Regenwald zerstört wird, trägt es einen großen Teil zum Verlust dieses einzigartigen Ökosystems bei“, kritisiert WWF-Expertin Hannah-Heidi. „Die EU ist hinter China der zweitgrößte Importeuer von Soja, das aus Gebieten mit einem hohen Entwaldungs-Druck stammt. Das bedeutet, dass dafür großflächig Regenwald weichen musste.“

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace verlangt von der EU-Kommission nun ein effizientes und starkes Waldgesetz, welches Produkte aus Waldzerstörung auf dem EU-Markt unterbindet. „Für Palmöl wird der Lebensraum von Orang-Utans und Tigern zerstört, Brasiliens Wälder gehen für Rinderfarmen und Soja in Flammen auf, und die Kakaoindustrie in Afrika bedroht das Zuhause von Elefanten und Leoparden. Die Produkte landen in unseren Geschäften. Die EU muss endlich Verantwortung für die artenreichen Regenwälder übernehmen”, fordert Lukas Meus, Waldexperte bei Greenpeace in Österreich.

Die Naturschutzorganisation schätzt, dass 193 bereits bedrohte Tier- und Pflanzenarten direkt von der Palmölproduktion gefährdet sind. Greenpeace-Recherchen in dem Bericht zeigen, wie illegal gerodete Schutzgebiete im Amazonas-Regenwald für Rinderfarmen genutzt werden. Dort tätige Firmen beliefern die größten brasilianischen Fleischkonzerne JBS, Marfrig und Minerva mit Tausenden Rindern. Zwischen 2018 und 2019 gingen knapp 13 Prozent ihrer Gesamtexporte an Fleisch nach Europa.

Außerdem werden mehr als 50 Prozent des weltweiten Kakaoexports in die EU exportiert. Hauptproduzenten sind Staaten Westafrikas, wie beispielsweise die Elfenbeinküste. Österreich importierte im Jahr 2019 über 28.000 Tonnen Kakaobohnen, davon mehr als 95 Prozent von der Elfenbeinküste und aus Ghana. „Die Elfenbeinküste war einst mit dichten Wäldern bedeckt und somit einer der größten Hotspots der Artenvielfalt in Afrika. Tausende Tier- und Pflanzenarten kamen nur dort vor. Doch die Kakaoindustrie zerstörte dieses Paradies und bedroht auch die letzten Flecken an dichten Wäldern in dem Land“, warnt Meus. „Die Elefantenpopulation steht am Rande des Kollaps. Solche Tragödien werden von großen Konzernen einfach in Kauf genommen, um an ihre Rohstoffe zu kommen.“

Mittlerweile hat der ökologische Fußabdruck der EU-Länder die EU-Kommission veranlasst, in ihrer Biodiversitätsstrategie ein neues Gesetz für 2021 anzukündigen. So können sich seit Anfang September EU-Bürger*innen mit dem Vorschlag von Maßnahmen gegen globale Waldrodungen an diesem Prozess beteiligen. „Die EU muss dafür sorgen, dass das EU-Waldgesetz kein Greenwashing-Nonsens wird, sondern tatsächlich dafür sorgt, dass keine Produkte aus Regenwaldzerstörung mehr in unseren Geschäften landen”, so Meus.


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Pressemeldung Greenpeace EU trägt massiv zum Regenwaldsterben bei

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