Greenpeace: Weltnaturkonferenz - Stockende Verhandlungen zur Halbzeit
Mit den “High Level”-Verhandlungen der Minister:innen startet die heiße Phase der Weltnaturkonferenz COP16 in Cali, Kolumbien. Österreich wird durch Klima- und Umweltministerin Leonore Gewessler vertreten. Die bisherigen Verhandlungen sind bei Fragen der Finanzierung ins Stocken gekommen. Greenpeace fordert, dass die Finanzierungslücke im Naturschutz dringend geschlossen wird und sich die Verhandler:innen nicht von falschen Lösungen, wie Biodiversitätskompensationen, ablenken lassen. Zudem muss ein direkter Zugang zu finanziellen Mitteln für Indigene und lokale Gemeinschaften geschaffen werden.
Die Verhandlungen in Cali gehen noch bis zum 1. November. Es bleiben den Vertragsstaaten also noch vier Tage, um wichtige Entscheidungen zu treffen. Neben den notwendigen Zusagen zu ausreichend finanziellen Mitteln müssen die Vertragsparteien ihre nationalen Biodiversitätsstrategien und -maßnahmen anpassen, um ihre Verpflichtungen für den Schutz der Natur zu erfüllen. In Österreich müssen diese Maßnahmen dringend im Programm der neuen Regierung fest verankert werden.
WWF ortet großen Nachholbedarf bei österreichischer Biodiversitätsstrategie
Der WWF fordert von der künftigen Bundesregierung einen konkreten Aktionsplan zur Erreichung der gesteckten Ziele, inklusive klarer zeitlicher Vorgaben, gesicherter Finanzierung und eindeutiger Zuständigkeiten. Österreichweit herrscht großer Handlungsbedarf. Derzeit sind über 80 Prozent der FFH-geschützten Arten und Lebensraumtypen in keinem günstigen Erhaltungszustand und nur noch 14 Prozent der Flüsse sind ökologisch intakt. Gleichzeitig sind 90 Prozent der ursprünglichen Moorflächen zerstört. “Der Aktionsplan muss daher einen speziellen Fokus auf die Renaturierung beeinträchtigter Ökosysteme legen, insbesondere von Wäldern, Mooren, Flüssen und anderen Feuchtgebieten”, erklärt Joschka Brangs vom WWF. Ein wichtiges Instrument dafür ist die kürzlich in Kraft getretene EU-Renaturierungsverordnung, die umfangreiche Wiederherstellungs-Maßnahmen in der EU vorsieht. “Die Verordnung gibt bereits die rechtlichen Rahmenbedingungen vor, mit denen sich auch die globalen Vorgaben erfüllen lassen”, sagt Brangs. Zudem braucht es einen Bodenschutz-Vertrag mit verbindlicher Obergrenze für den Flächenverbrauch. Darüber hinaus müssen das Schutzgebietsmanagement verbessert und die Schutzgebiete auf 30 Prozent der Landesfläche ausgeweitet werden - wobei ein Drittel davon unter strengen Schutz gestellt werden muss. Um die Finanzierung dieser Maßnahmen sicherzustellen, muss Österreich den nationalen Biodiversitätsfonds auf eine Milliarde Euro aufstocken.
Globaler Artenrückgang
Hintergrund für die Weltnaturkonferenz ist die weltweit in besorgniserregendem Tempo sinkende Biodiversität. So zeigt beispielsweise der neue “Living Planet Report” des WWF, dass die global untersuchten Bestände von Säugetieren, Vögeln, Amphibien, Reptilien und Fischen seit 1970 um 73 Prozent zurückgegangen sind. “Das ist ein Alarmsignal für den dramatischen Zustand der Natur - und damit unserer Lebensgrundlagen”, warnt Joschka Brangs. “Denn die Ernährungssicherheit und die Gesundheit von Milliarden Menschen hängt unmittelbar von intakten Ökosystemen ab. Verschwinden sie, droht auch uns Menschen eine lebensbedrohliche Krise.”
Greenpeace zu Weltnaturkonferenz: Stockende Verhandlungen zur Halbzeit