Haie und Rochen durch industrielle Fischerei vom Aussterben bedroht

Der in der Vorwoche veröffentlichte Greenpeace-Report deckt auf, wie die industrielle Fischerei im Indischen Ozean durch zerstörerische Fangmethoden Arten wie den Blauhai und den Teufelsrochen an den Rand des Aussterbens treibt. Eine Schiffsexpedition der Umweltschutzorganisation dokumentierte großflächige Treibnetze. Diese wurden zwar von den Vereinten Nationen bereits vor 30 Jahren verboten, werden im Indischen Ozean jedoch weiterhin exzessiv eingesetzt. Die große Beifang durch den Einsatz der Treibnetze (Greenpeace: „Wände des Todes”) führte dazu, dass die Haipopulationen im Indischen Ozean in den letzten 50 Jahren um fast 85 Prozent eingebrochen sind.

Während einer dreiwöchigen Untersuchung im nördlichen Indischen Ozean im Februar 2021 dokumentierte das Greenpeace-Schiff Arctic Sunrise die Treibnetzfischerei der Thunfisch-Industrie. Dabei beobachteten die Greenpeace-Aktivist*innen sieben Schiffe, die zwei Wände aus Kiemennetzen mit einer Länge von über 33 Kilometern bildeten. Zudem dokumentierte die Umweltschutzorganisation Beifang von gefährdeten Arten wie Teufelsrochen. Demnach ist die Teufelsrochen-Population im südwestlichen Indischen Ozean in den letzten 15 Jahren ebenfalls um 85 Prozent eingebrochen. Darüber hinaus erfasste Greenpeace auch mehr als 100 Schiffe, die ohne internationale Regulierung auf Tintenfischjagd gingen.

Der Indische Ozean ist mit 21 Prozent des weltweiten Thunfischfangs die zweitgrößte Region für den Thunfischfang. Ein Drittel der bekannten Fischbestände ist im Indischen Ozean bereits überfischt. Nun fordert Greenpeace ein starkes Hochseeschutzabkommen, mit dem mindestens 30 Prozent der Meere unter Schutz gestellt werden könnten. „Millionen Haie, Rochen, Wale und weitere Meereslebewesen verenden jährlich qualvoll als Beifang in den Netzen der Industrie - ein vollkommen sinnloses Opfer, bei dem es nur um den größtmöglichen Profit der industrustriellen Fischerei-Konzerne geht“, kritisiert Lukas Meus, Meeresexperte bei Greenpeace in Österreich.

„Die erschreckenden Bilder der aktuellen Greenpeace-Expedition zeigen: Bisherige Meeresschutzmaßnahmen haben versagt. Ein starkes Hochaeeschutzabkommen wäre die Grundlage für weitreichende Meeresschutzgebiete, in denen zerstörerische Fischereipraktiken wie jene im Indischen Ozean nicht mehr erlaubt wären. Bis 2030 müssen mindestens 30 Prozent der Meere unter Schutz stehen. Regierungen müssen jetzt endlich handeln, um das Artensterben in den Meeren zu stoppen”, so Meus.

18 Millionen getötete Haie jährlich in der EU

Auch in den Gewässern der EU sind immer mehr Arten durch übermäßige Fischerei gefährdet. So werden einem Bericht des World Wildlife Fund (WWF) zufolge 18 Millionen Haie jährlich getötet. Dabei gilt besonders das Mittelmeer als einer der gefährlichsten Lebensräume für Haie weltweit. Mehr als die Hälfte der Haiarten im Mittelmeer ist bereits gefährdet, ein Drittel davon schon akut.

Europa ist global der wichtigste Markt für Haifleisch, nach dem die Nachfrage (ebenso wie für Rochen) in den letzten Jahren stetig angewachsen ist. Spanien, Italien, Portugal und Frankreich zählen zu den zehn größten Importeuren der Welt. Zusammen sind die EU-Fischereistaaten für 18 Prozent der weltweit getöteten Haie und Rochen verantwortlich.

Greenpeace (Pressetext: Industrielle Fischerei im Indischen Ozean treibt Hai- und Rochenpopulation an den Rand des Aussterbens)

WWF-Report: Sharks and Rays - Guardians of the Ocean in Crisis

WWF (Artikel: 18 Millionen tote Haie jährlich in der EU)