Hohe Emissionen durch Lkw mit verflüssigtem Erdgas

Wenige Stunden vor dem Jahreswechsel hat die Europäische Kommission in ihrem Vorschlag zur Taxonomie-Verordnung vorgesehen, die Nutzung von Erdgas und Atomkraft als nachhaltig zu klassifizieren. In der EU-Regulierung zum Aufbau einer Infrastruktur für alternative Kraftstoffe (AFIR) ist der Ausbau von Gas-Tankstellen für den Lkw-Verkehr vorgesehen. Verflüssigtes Erdgas (LNG), zumal auf Basis von in Österreich produziertem Bio-Methan, wird oft als wichtige Technologie auf dem Weg zu einem klimaverträglichen und schadstoffarmen Verkehrssystem genannt.

„Das klingt vielversprechend, aber auch LNG-Lkw verursachen im Realbetrieb hohe Emissionen“, erklärt der Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Werden lediglich die direkten Treibhausgas-Emissionen berücksichtigt, ist die Klimabilanz von LNG-Lkw auf Basis fossiler Energiequellen im Vergleich zu B7-Diesel (d.h. mit maximal sieben Prozent Beimischung von Agro-Diesel) laut einer Analyse des Umweltbundesamtes um rund 13 Prozent besser. Wird auch die Energiebereitstellung (Gewinnung, Transport, Lagerung und Tankvorgänge) berücksichtigt, verringert sich der Vorteil auf zehn Prozent. Allerdings ist dabei nicht berücksichtigt, wie der VCÖ zu bedenken gibt, dass sich in der Praxis sowohl in der Produktion als auch bei der Nutzung von LNG ein Teil des verflüssigten Gases in Methan rückverwandelt und im schlechtesten Fall in die Atmosphäre austritt.

Methan vielfach klimaschädlicher als CO2

Über einen Zeitraum von 100 Jahren ist Methan etwa 25-mal klimaschädlicher als CO2, in einem Zeitraum von zwei Jahrzehnten sogar mehr als 80-mal klimaschädlicher. Wird sowohl die Energiebereitstellung als auch ein moderater Methanaustritt von einem Prozent des Verbrauchs bei der Nutzung von LNG-Lkw in der Klimabilanz berücksichtigt, schrumpft der Treibhausgas-Vorteil gegenüber Diesel-Lkw auf lediglich vier Prozent. Bei einem Methanaustritt von zwei Prozent ist die Klimabilanz von LNG-Lkw gegenüber Diesel-Lkw bereits negativ. Stammt das LNG darüber hinaus aus Schiefergas, welches durch Fracking gewonnen wird, gibt es im Vergleich zu Diesel-Lkw im schlechtesten Fall um etwa 20 Prozent mehr Treibhausgase als von Diesel-Lkw.

Eine Studie des ICCT und Öko-Instituts im Auftrag des deutschen Umweltbundesamts zeigt, dass LNG-Lkw unter Berücksichtigung der Kraftstoffbereitstellung und je nach Motoren-Technologie lediglich ein bis acht Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen als Diesel-Lkw. Im Rahmen einer Studie hat die TU Graz LNG- und Diesel-Lkw eines führenden Lkw-Produzenten direkt verglichen und die tatsächlichen Emissionen im Testbetrieb gemessen.

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