IPBES und IPCC: Klimaschutz und Artenvielfalt müssen vereinbar sein

In einem vor kurzem erschienenen, gemeinsamen Bericht argumentieren die Wissenschaftler*innen des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) und des Weltklimarats (IPCC), dass ein guter Artenschutz dem Klima diene. Ausschlaggebend für die Erstellung des Berichts waren Diskussionen zu Vereinbarkeit oder Widersprüchlichkeit von Maßnahmen zu Klima-, Umwelt- und Artenschutz. Demnach belasten Elektroautos zwar das Klima weniger im Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen mit fossilem Treibstoff, aber der Rohstoffabbau für ihre Batterien stellt eine Belastung für die Umwelt dar.

In dem Bericht verlangen die Forscher*innen beispielsweise, dass 30 bis 50 Prozent der Meeres- und Landflächen weltweit unter Naturschutz gestellt werden. Zurzeit sind es etwa 15 Prozent der Land- und 7,5 Prozent der Ozeanflächen.

Kreislaufwirtschaft müsse gefördert werden, um weniger Ressourcen zu verbrauchen. Weltweit müsse eine Abkehr von Wegwerfprodukten erfolgen, zudem müssten Arten gefährdende Subventionen abgebaut werden, um Überfischung, Kahlschlag in Wäldern oder Überdüngung von Feldern zu verhindern, so die Forscher*innen.

CO2-reiche Lebensräume schützen

„Klimaschutz wird oft ohne Artenvielfalt gedacht, das müssen wir ändern“, sagte der Co-Autor und Klimaforscher Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) bei der Vorstellung des Berichts in Bremerhaven. Als ein Beispiel für Maßnahmen, die beides fördern, gilt die Wiederherstellung von Mooren. Sie können viel klimaschädliches CO2 binden und stellen zugleich ein Biotop für viele Arten dar.

„Ganz wichtig ist es, der Zerstörung von artenreichen, kohlenstoffreichen Lebensräumen Einhalt zu gebieten“, betonte der Biodiversitätsforscher Franz Essl von der Uni Wien gegenüber dem Radiosender Ö1. Hier könne auch Österreich einen Beitrag leisten. „Österreich hat Feuchtgebiete, die teilweise entwässert, zerstört sind. Jede Renaturierung hier nutzt dem Klima und nutzt der Biodiversität.“ Essl, der am aktuellen Bericht nicht mitgewirkt hat, spricht sich auch für mehr Naturschutzgebiete hierzulande aus.

Problemfeld Biomasse-Plantagen

Wie sehr Klimaschutz und Biodiversitätsbestrebungen zueinander im Widerspruch stehen können, zeigte Co-Autor Josef Settele vom Umweltforschungszentrum (UFZ) in Halle/Saale auf: „Biomasse-Plantagen sind eine richtig schlechte Idee, wenn wir Klimaschutz und Biodiversität kombinieren wollen“, so Settele. So hätten etwa Maisfelder für Biogas wenig Artenvielfalt. Probleme gebe es auch bei der Aufforstung mit nur einer Baumart. Fichtenplantagen etwa würden besonders unter dem Klimawandel leiden und anfällig sein für Borkenkäfer. Zudem könnten Monokulturen auch Nährstoffkreisläufe und Wasserhaushalte stören.

Der Bericht soll dazu beitragen, sowohl auf Regierungs- als auch internationaler Ebene die wichtigen Themen zusammen zu betrachten, im Gegensatz zur bisherigen Trennung der Veranstaltungen Weltbiodiversitätsrat und Weltklimarat. Effizienter Klima- und Biodiversitätsschutz seien nur gemeinsam zu erreichen, betont Essl. „Wir können das Klima nicht schützen, wenn wir weiterhin Lebensräume im großen Maßstab zerstören. Ebenso können wir einen effizienten Stopp des Artensterbens nicht erreichen, wenn wir nicht dem fortschreitenden Klimawandel Einhalt gebieten. Das sind zwei Seiten einer Medaille.“

Der Artenschwund hat viele Ursachen: Ausbau der Landwirtschaft und der Städte, Überfischung der Meere, Umweltverschmutzung und die Klimaerwärmung. Nach Angaben der Umweltorganisation WWF ist die Zahl der Säugetiere, Vögel, Amphibien, Reptilien und Fische ist von 1970 bis 2016 um 68 Prozent zurückgegangen. Zwar sind im Laufe von Jahrmillionen immer wieder Arten ausgestorben und neue entstanden. Der Schwund passiere heute aber in einer um 1.000 bis 10.000 Mal höheren Geschwindigkeit, als es ohne menschlichen Einfluss der Fall wäre, schätzt die Weltnaturschutzunion IUCN.

 

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IPBES-Bericht

IPCC