Klimaforschungsinstitut MCC: Starker Zuwachs an Treibhausgasen in Atmosphäre

Die renommierte Fachzeitschrift Earth System Science Data veröffentlichte in der Vorwoche eine aktuelle Studie zu den globalen Treibhausgas-Emissionen. Bei dieser bislang umfassendsten Studie war das Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) federführend.

Neben Kohlendioxid (CO2) und Methan (CH4) sind auch Lachgas (N2O) sowie fluorierte Treibhausgase, namentlich Fluorkohlenwasserstoffe (HFCs), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (PFCs), Schwefelhexafluorid (SF6) und Stickstofftrifluorid (NF3) verzeichnet. An den 58 Milliarden Tonnen Treibhausgasen in der Atmosphäre im Jahr 2018 hatte der Studie zufolge Kohlendioxid den mit Abstand größten Anteil von 76 Prozent (66 Prozentpunkte aus fossilen Brennstoffen und Industrie, zehn Prozentpunkte aus Landnutzung, Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft). Weiters verursachte Methan 17 Prozent des Treibhausgas-Effekts, Lachgas 5 Prozent und Fluorgasen 2 Prozent.

Der Studie zufolge ist der Ausstoß von Treibhausgasen innerhalb des Untersuchungszeitraums in jedem Jahrzehnt gestiegen. Dies gilt für jede Gruppe von Treibhausgasen und für jeden Sektor. Allerdings war der absolute Anstieg der durchschnittlichen Emissionen über ein Jahrzehnt betrachtet nie größer als im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts; zuletzt hat sich der jährliche prozentuale Zuwachs signifikant verlangsamt.

Primärdatenquellen sind die unter dem Dach der EU-Kommission gepflegte globale Datenbank EDGAR, etablierte Schätzmodelle für den Einfluss von Landnutzung und Forstwirtschaft sowie weitere Forschungsarbeiten. Die Umrechnung in CO2-Äquivalente erfolgt nach dem Erderwärmungspotenzial auf Sicht von hundert Jahren, was der üblichen Vorgehensweise in der Klimawissenschaft entspricht.

„Eine verlässliche Klimawende hin zu Treibhausgas-Neutralität erfordert Klarheit über den Ausgangspunkt“, erklärt Jan Minx, Leiter der MCC-Arbeitsgruppe Angewandte Nachhaltigkeitsforschung und Leitautor der Studie. „Sonst sind Zusagen von Ländern, Emissionen um einen bestimmten Prozentsatz zu senken, ohne eindeutigen Bezug und internationale Kooperationen entsprechend erschwert. Wir legen hier für praktisch alle Treibhausgase eine globale Bestandsaufnahme für die Jahre 1970 bis 2018 vor, auf Basis aktuellster für diese Gesamtschau verfügbarer Daten, mit einer Schnellschätzung für 2019. Zudem charakterisieren wir die Unsicherheiten.“ Beim Online-Speicherdienst Zenodo ist der Datensatz öffentlich zugänglich abgelegt.

Detailergebnisse für Länder und Sektoren

Die Studie zeigt auch, dass in dem Zeitraum von 2009 bis 2018 die Türkei und die weltweite Metall-Industrie die jeweils größten prozentualen Emissionszuwächse hatten, die größten absoluten Zuwächse hingegen China und die weltweiten Strom- und Wärmeerzeugung. Darüber hinaus wird der ermittelte Emissionszuwachs für einzelne Treibhausgase und Sektoren in den Kontext von Zukunftsszenarien gesetzt. Auf diese Weise wird dargestellt, was die Politik tun müsste, um die Erderhitzung wie im Weltklimaabkommen von Paris vereinbart auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen.

„Die Bestandsaufnahme der Treibhausgas-Emissionen ist auch bedeutsam mit Blick auf wissenschaftliche Sachstandserhebungen, etwa die Berichte des Weltklimarats IPCC oder der UN Emissions Gap Report“, erklärt William Lamb, Wissenschaftler am MCC und ebenfalls Leitautor der Studie. „Sie führt vor Augen, dass die Klimawende noch aussteht. Es ist höchste Zeit für einen Fortschritt. Unsere Studie kann helfen, ihn zu messen“, so Lamb.


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