Klimakonferenz: Gebremster Ausstieg aus fossiler Energie

Nach zweiwöchigen Verhandlungen hat die UN-Klimakonferenz (COP26) den „Glasgow-Klimapakt“ beschlossen, der im Kern einen beschleunigten Klimaschutz und ein Zurückdrängen der Kohle beinhaltet. Zusätzlich zu einem Bekenntnis zum 1,5 Grad-Ziel im Abschlussdokument der Konferenz wurden konkrete Klimaziele einzelner Staaten und Staatengruppen in den Bereichen Waldschutz, eine Begrenzung der Methan-Emissionen oder das Ende des Verbrennungsmotors festgelegt.

Es gibt nun einen internationalen Maßstab, wonach Industrieländer zur Erreichung der Pariser Klimaziele bis 2030, Entwicklungs- und Schwellenländer bis 2040 aussteigen müssen. Die Staaten sind dabei aufgerufen, ihre nationalen Klimaziele bereits bis Ende 2022 zu prüfen, demnach um drei Jahre früher als bislang geplant.

Nach dem Abschluss der UN-Weltklimakonferenz in Glasgow hat der Gastgeber, britische Premierminister Boris Johnson, eine positive Bilanz gezogen. „Die Welt ist unbestreitbar auf dem Weg in die richtige Richtung“, erklärte der konservative Politiker im Rahmen einer Pressekonferenz mit COP26-Präsident Alok Sharma im Londoner Regierungssitz Downing Street. Dabei lobte Johnson insbesondere die Entscheidung der beteiligten Staaten, ein Ende der Kohleenergie einzuleiten. „Glasgow hat die Totenglocke für Kohleenergie geläutet“, sagte Johnson. Allerdings räumte er ein, dass nicht alle Ziele erreicht wurden: „Das ist nicht die endgültige Lösung und konnte es auch nie sein.“

„In Glasgow hat die internationale Gemeinschaft in einer noch vor zwei Jahren undenkbaren Klarheit betont, dass wir weltweit auf den 1,5 Grad-Pfad kommen müssen und dass dafür die nächsten Jahre entscheidend sind“, zog Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch, am Tag nach dem Ende der Klimakonferenz Bilanz. „Im Abschlussdokument wurde erstmals festgehalten, dass dafür die globalen Emissionen bis 2030 um 45 Prozent gegenüber 2010 sinken müssen. Es geht nicht nur um das Bekenntnis zu diesem Ziel, sondern darum, schnell entsprechend zu handeln.

China und Indien bremsten bei Kohleausstieg

Wie zahlreiche Umwelt- und Klimaschutzorganisationen kritisiert auch Germanwatch, dass insbesondere China und Indien sich zu keinem gemeinsamen, kompletten Kohleausstieg bekannten. Umwelt- und Klimaschützer*innen übten Kritik daran, dass die Formulierung zu einer Abkehr von der Kohle auf Betreiben Chinas und Indiens deutlich abgeschwächt wurde.

Wenn es um Partizipation und Inklusion geht, habe die COP26 viel zu verantworten, urteilt das European Environmental Bureau (EEB). Teilnehmer*innen aus der Zivilgesellschaft würden die „beispiellosen und ungerechten Zugangsbeschränkungen“ zu den Verhandlungen anprangern. „Die COP26 war eine ausgezeichnete Gelegenheit, das Recht auf Zugang zu Informationen und den Zugang zu Gerichten bei Umweltentscheidungen zu fördern. Vor allem aber scheint die Konferenz selbst diesmal den Lackmustest für die Beteiligung der Öffentlichkeit nicht bestanden zu haben“, so das EEB auf seiner Website.

Herbe Kritik an der COP26 äußerte die Umweltschutzorganisation Greenpeace. „Die UN-Klimakonferenz ist ein fauler Kompromiss. Das 1,5-Grad-Ziel wackelt, ist aber gerade noch erreichbar. Auch wenn in einigen Bereichen erste Meter erzielt wurden, der große Wurf lässt weiterhin auf sich warten. Mit dieser Blablabla-Rhetorik werden wir die Zukunft unseres Planeten nicht sichern können”, erklärte Jasmin Duregger, Klima- und Energieexperte bei Greenpeace in Österreich und Beobachterin in Glasgow. „Der globale Emissionshandel findet sich fast gänzlich in der Abschlusserklärung und reißt ein riesiges Schlupfloch in das Pariser Klimaschutzabkommen.“ Dadurch könnten Länder, welche ihre Zielen in den nationalen Klimaschutzplänen nicht erreichen und zu viel Treibhausgase produzieren, von anderen, ihre Ziele übererfüllenden Ländern CO2-Zertifikate kaufen. Mittels dieses Emissionshandel würden die Länder versuchen, ihre Bilanz „zulasten des Klimas zu beschönigen“, so Greenpeace.

DNR - 26. UN-Klimakonferenz biegt auf die Zielgerade

EEB - META: ACCESS TO PARTICIPATION FALLS SHORT AT COP26

Europaparlament - COP26 deal: Reactions from MEPs in Glasgow

Greenpeace zu UN-Klimakonferenz: Ein fauler Kompromiss; Ökonews - Zahnlose Beschlüsse bei der Klimakonferenz: Leider keine Antworten auf weltweite Klimaerwärmung

Germanwatch - Klimaschutz-Sofortprogramm, Kohleausstieg bis 2030, Klimapartnerschaften: Was die COP26 für die nächste Regierung bedeutet

ZDF - So verlief die UN-Klimakonferenz in Glasgow