Klimaziele mit Armutsbekämpfung vereinbar

Bis zum Jahr 2030 sollen - dem Nachhaltigkeitsziel (SDG) 1 der UNO entsprechend - rund eine Milliarde Menschen aus tiefer Armut geholt werden. Dass diese Entwicklung mit einem erheblichen Anstieg der CO2-Emissionen einhergeht, wird von einer neuen österreichischen, im Magazin „Nature Sustainability“ veröffentlichten Studie widerlegt. Durchgeführt wurde die Studie von den Ökonomen Klaus Hubacek und Benedikt Bruckner von der Universität Groningen (Niederlande).

Für seine Untersuchung hat das Team auf eine umfangreiche Datensammlung der Weltbank zurückgegriffen. Diese enthalten Informationen über 201 wirtschaftliche Kategorien in 116 Staaten, die rund 90 Prozent der Weltbevölkerung umfassen. Zwar gebe es bisher keine belastbare Schätzung des Effekts einer angestrebten Armutsverringerung im Sinne der SGDs, so die Fachleute. Die Daten der Weltbank ermöglichten es Bruckner nun allerdings, den CO2-Fußabdruck für verschiedene Bevölkerungsgruppen in den jeweiligen Ländern sehr detailliert zu berechnen.

Den Fachleuten zufolge würde der angestrebte Erfolg in der globalen Armutsbekämpfung die Kohlenstoffdioxid-Emissionen nur um 1,6 bis 2,1 Prozent oder sogar noch geringfügiger erhöhen, so die Fachleute in der Studie, die im Magazin „Nature Sustainability“ veröffentlicht wurde.

Dem Pariser Abkommen entsprechend soll die weltweite Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten eingedämmt werden. Außerdem wollen die Staaten Anstrengungen unternehmen, den Anstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dabei gilt es weltweit pro Kopf und Jahr, maximal zwischen 1,61 und 2,8 Tonnen CO2 auszustoßen.

Emissionen global und sozial extrem ungleich verteilt

Allerdings ist, die der Bericht zeigt, der aktuelle CO2-Ausstoß über Länder und soziale Schichten extrem ungleich verteilt. Während in den USA der Fußabdruck im Durchschnitt 14,5 Tonnen pro Kopf beträgt, sind es in Europa 6,3 Tonnen, in Russland und Zentralasien auf 5,9 Tonnen und in China auf 4,5 Tonnen. Demgegenüber betragen die durchschnittlichen Werte für Indien, Süd- und Südostasien 1,3 bzw. 1,2 Tonnen, im südlichen Afrika sogar nur 0,6 Tonnen pro Kopf. In Österreich liegt der mittlere CO2-Ausstoß mit 7,5 Tonnen CO2 pro Kopf weit über dem globalen Durchschnitt.

Für die Berechnung des Effekts der Armutsbekämpfung sei entscheidend, wie sich der Sprung aus der bitteren Armut heraus vor allem in wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern ausnimmt, sagte Bruckner. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die globalen Emissionen nur um 1,6 bis 2,1 Prozent erhöhen würden, wenn eine Milliarde Menschen über die Armutsschwelle gehoben würden. „Der Grund für den mit 1,6 bis 2,1 Prozent relativ geringen Anstieg an CO2-Emissionen im Falle einer erfolgreichen Armutsbekämpfung seien laut Bruckner die sehr ungleich verteilten Kohlenstoffemissionen.

So kommt das Forschungsteam für das reichste Prozent der Weltbevölkerung auf einen durchschnittlichen Fußabdruck von 48 Tonnen, während dieser bei den ärmsten 50 Prozent nur 0,6 Tonnen beträgt.Höheres Einkommen der Menschen bedeutet auch einen größeren mittleren Konsumgüterverbrauch. Wie groß hier die Schieflage ist, illustriere auch, dass „die Superreichen dieser Welt Fußabdrücke von über 1.000 Tonnen haben“, erklärt Hubacek. Die Verringerung des Konsums sei die einzige Option, wie CO2-Emissionen tatsächlich reduziert werden können.

Nature Sustainability

Universität Groningen

ORF: Klimaziele mit Kampf gegen Armut vereinbar

Nature: Impacts of poverty alleviation on national and global carbon emissions