Die Zukunft der urbanen Nahrungsmittelproduktion

3. Sept 20

Das schnelle Wachstum der Städte und der Klimawandel stellen auch für die Nahrungsmittelproduktion und -verteilung zusätzliche Herausforderungen dar. Darüber haben Expert*innen im Rahmen der Technologiegespräche gesprochen. Diese haben sich Fragen gestellt wie: Kommt unser Essen bald aus dem 3D-Drucker? Wachsen auf all unseren Dächern bald Tomaten? Welche Ernährungsformen und Lebensmittel die Antworten auf die Herausforderungen der Klimakrise liefern können, diskutierten Gäste aus unterschiedlichen Perspektiven auf Einladung des Klima- und Energiefonds beim Europäischen Forum Alpbach.

Das gesamte Forum Alpbach und somit auch die Technologiegespräche fanden in diesem Jahr online statt. Dabei wurde auch aktiv auf die Interaktion mit dem Publikum der Paneldiskussion des Klima- und Energiefonds gesetzt. Das Feedback der teilnehmenden Menschen zur Live-Umfrage des Panels war klar: In den nächsten Jahren werde sich unsere Ernährung komplett ändern. Und es sei höchste Zeit, dass Produkte mit hohem CO2-Fußabdruck entsprechend gekennzeichnet werden müssen. Am Ende der Diskussion zeichneten die Gäste vor Ort und das Online-Publikum ein gemeinsames Bild: Wir müssen Wege finden, um weniger Lebensmittel zu verschwenden. Zudem gelte es, unsere Gewohnheiten umzustellen, um der Klimakrise erfolgreich zu begegnen.

Klima- und Energiefonds Geschäftsführerin Theresia Vogel: „Was wir essen, ist absolut klimarelevant. Bei der Herstellung, Verarbeitung und beim Transport unserer Lebensmittel entstehen jede Menge Treibhausgase. Unsere Gäste heute haben gezeigt, was wir in Zukunft besser machen können. Das beginnt bei neuartigen Produkten, geht über urbane Anbauflächen bis hin zu Konzepten, damit endlich weniger kostbare Lebensmittel im Müll landen.“

Adam Curtis, interimistischer CEO und Forschungsdirektor Nabolagshager, Oslo: „Die städtische Landwirtschaft im Globalen Norden ist aus einer größeren ‚Good Food‘-Bewegung heraus entstanden, die sich mit Klimafragen und industrieller Lebensmittelproduktion auseinandersetzt. Urbane Landwirtschaft hat aber auch eine soziale Komponente: So sind die Auswirkungen technologischer Lösungen auf die Beziehung zwischen Mensch und Natur ungewiss.“

Daniel Podmirseg, Gründer und Vorstand vertical farm institute, Wien: „Wir müssen Landwirtschaft ganz neu denken. Unser Ansatz ist es, vertikale Anbauflächen zu entwickeln, die auch in Städten funktionieren. So können wir Lebensmittel produzieren, die weniger Land und Wasser verbrauchen.“

Christoph Thomann, Gründer und CEO ZIRP, Wien: „Aus Insekten lassen sich hochwertige und gesunde Lebensmittel herstellen. Wir sind überzeugt, dass in diesem neuen Sektor großes Potential steckt. Mit lokaler Produktion werden Städte damit zu Selbstversorgern, was alternative Proteine betrifft.“

Robin Simsa, Mitgründer und CEO Legendary Vish, Wien: „Aufgrund der hohen Nachfrage schrumpft der weltweite Fischbestand kontinuierlich – mit katastrophalen Auswirkungen auf die Biodiversität! Bei der Produktion von Fisch aus pflanzlichen Stoffen mithilfe von 3D-Druckern können wir Form, Textur und Struktur originalgetreu nachbilden, verzichten aber auf lange Lieferketten und tragen zur Regeneration der Weltmeere bei.“

Janine Bex, Gemeinderätin, Die Grünen, Innsbruck: „Die Politik ist auf verschiedenen Ebenen gefordert, Veränderungen in der Lebensmittelproduktion zu unterstützen. Auf kommunaler Ebene braucht es eine enge Kooperation mit der Zivilgesellschaft, um Pionierprojekte im wahrsten Sinne des Wortes wachsen und gedeihen zu lassen.“

Christine Ehrenhuber, Projektkoordinatorin United Against Waste, Wien: „In Gastronomiebetrieben, Hotels und Großküchen landen jährlich tausende Tonnen genießbaren Essens im Müll. Wir von United Against Waste möchten mit unseren Angeboten – Beratung, Monitoring und Analysen – diese Entwicklung stoppen und damit einen wichtigen Beitrag zur effizienten Lebensmittelversorgung in Städten leisten.“

Tobias Judmaier, CEO iss mich!, Wien: „Die Landwirtschaft entsorgt jährlich europaweit 30% der von ihr produzierten Lebensmittel. Kurz gesagt: Alles, was nicht der Norm entspricht, wird aussortiert. Ich bin überzeugt, dass die lokale Versorgung von Städten möglich ist, sofern wir unsere Mittel richtig einsetzen und nicht mehr, sondern klüger produzieren.“

Podcast zum Thema

Das Thema Ernährung und Klimawandel wird auch in der neuesten Folge des Podcasts des Klima- und Energiefonds www.folgewirkung.at aufgegriffen.

www.klimafonds.gv.at

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