Malaysia hofft mit nachhaltigen Palmöl auf dem EU-Markt zu bleiben

7. Feb 2020

In Europa ist kaum ein Rohstoff so umstritten wie Palmöl. Dennoch ist es das weltweit am meisten verwendete (Speise-)Öl und in unzähligen Lebensmittelprodukten zu finden. Und eben auch in Biokraftstoffen. UmweltaktivistInnen sowie EndverbraucherInnen achten auf den kontroversen Inhaltsstoff, der unter anderem mit Abholzung, Waldbränden und Ausbeutung von ArbeiterInnen in Entwicklungsländern in Verbindung gebracht wird.

Die Lebensmittelindustrie steht laut eines Berichts von euractiv für etwa 70 Prozent des weltweiten Palmöl-Verbrauchs. Der globale Markt wird derzeit auf einen Wert von rund 55 Milliarden Euro geschätzt und soll bis 2021 gar 80 Milliarden erreichen. Zum Vergleich: Der europäische Biodieselmarkt wird auf „nur“ neun Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Nach Angaben der malaysischen Regierung werden satte 74 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Malaysias für die Palmölproduktion genutzt. Vor allem die etwa 600.000 Kleinbauern sind von der Palmölindustrie abhängig, denen ca. 40 % der für Palmölplantagen genutzten Flächen gehören.

Mit Verweis auf die Umweltaspekte hat die Europäische Kommission im vergangenen Jahr im Rahmen ihrer Richtlinie über erneuerbare Energien (RED II) einen delegierten Rechtsakt vorgelegt, der Palmöl aus großen Plantagen als „nicht nachhaltig“ einstuft. Mit dieser Klassifizierung wurde Palmöl auf die „schwarze Liste“ derjenigen Biokraftstoffe gesetzt, die in der EU gemäß REDII bis 2030 schrittweise abgeschafft werden sollen. Dies wäre sowohl für Indonesien als auch für Malaysia, die beiden weltweit größten Palmölproduzenten, ein schwerer Schlag.

„Die Zukunft von Palmöl liegt in der nachhaltigen Produktion entlang der gesamten Lieferkette,“ erklärte auch Teresa Kok, Malaysias Ministerin für die Primärindustrie, im November gegenüber der internationalen Presse. Die Regierung werde darüber hinaus die weitere Erschließung von Torf- und Moorgebieten einschränken, die Umwandlung von Waldreservaten in Palmölplantagen verbieten und eine offizielle Kartografie der bestehenden Plantagen erstellen, fügte sie hinzu. Außerdem werde erwartet, dass Malaysia bis Ende des Jahres alle seine Palmenplantagen als nachhaltig zertifiziert haben wird. Dabei wolle die Regierung insbesondere den Kleinbauern Unterstützung bei der Zertifizierung bieten.

Das Problem sei allerdings, dass nur die Hälfte der nachhaltig zertifizierten Produktion tatsächlich verkauft wird. Grund für diese geringe Nachfrage sei, dass die Konsumgüterfirmen bei der Unterstützung einer nachhaltigen Palmölproduktion hinterherhinken und nur auf freiwilligen Vereinbarungen basieren, wie die am 17. Januar veröffentlichte „Palm Oil Buyers Scorecard“ des Umweltschutzverbandes WWF zeigt.

„Da der Verbrauch von Palmöl, aber auch von Rindfleisch, Soja, Kakao, Mais und anderen Rohstoffen in der EU eine wichtige Triebkraft für die Abholzung der Wälder ist, sind in der EU entschiedene gesetzgeberische Maßnahmen erforderlich, um sicherzustellen, dass nur Produkte ohne derartige Abholzung die europäischen Verbraucherinnen und Verbraucher erreichen,“ so Schulmeister-Oldenhove, leitende forstpolitische Referentin beim WWF EU-Büro.

 

Euractiv: Malaysia will am EU-Markt bleiben und setzt auf nachhaltiges Palmöl