Meeresschützer*innen fordern Ende der Überfischung
Im Rahmen der Kampagne OurFish wurden 17.000 Unterschriften gegen Überfischung gesammelt und an den EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius überreicht. Dieser bedankte sich via Twitter und betonte, dass „die EU und ich persönlich“ weiterhin auf nachhaltige Fischereipraktiken drängen würden, „um die Überfischung zu bekämpfen, die das Meeresleben schädigt und bedroht“.
Zum Beginn der Verhandlungen zwischen der Europäischen Union und Großbritannien hat die Meeresschutzorganisation Oceana im Rahmen des Fachausschusses für Fischerei ein Ende der Überfischung von stark überfischten Beständen in europäischen Gewässern gefordert. In Anbetracht der im Juli durch den Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) veröffentlichten Daten, die den kritischen Zustand einer Reihe von wichtigen Fischbeständen aufzeigen, drängte Oceana die Verhandlungsparteien, sich auf Managementstrategien zu einigen. Durch diese könnten sich sämtliche Bestände erholen und ein gesundes Niveau erreichen.
Oceana: Verhandlungspartner müssen sich von der Wissenschaft leiten lassen
Aktuell werden nur 43 Prozent der Fischbestände, die sich Großbritannien und die EU teilen, auf nachhaltigem Niveau befischt. Es sei inakzeptabel, dass der Rest der Bestände entweder überfischt wird und sich auf einem kritisch niedrigen Niveau befindet, oder dass ihr Zustand einfach unbekannt ist, so Oceana. „Damit sich die Fischbestände wieder erholen können, müssen sich die Verhandlungspartner von der Wissenschaft leiten lassen. Alles andere garantiert eine weitere Zerstörung der Meeresumwelt, dezimiert die Fischpopulationen und schwächt die Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel“, kritisierte Melissa Moore von Oceana.
Im Juni hatten die Europäische Union und das Vereinigte Königreich ihr erstes jährliches Abkommen nach dem Brexit über ihre gemeinsamen Fischpopulationen unter den Bedingungen des Handels- und Kooperationsabkommens erreicht. Für die Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU fordert Oceana: Für stark überfischte Fischbestände müssen mehrjährige Managementstrategien vereinbart werden, mit klaren Erholungszielen und zeitlichen Fristen, um diese zu erreichen; für die Erhaltung und Bewirtschaftung von Nicht-Quotenbeständen sollten mehrjährige Strategien vereinbart werden.
Die Datenerhebung und die wissenschaftlichen Bewertungen für diese Bestände sollten überdies deutlich verbessert werden, um sicherzustellen, dass sie nachhaltig befischt werden. Zudem sollten sich bei der Festlegung der zulässigen Gesamtfangmengen (TACs) für gemischte Fischereien, bei denen mehrere Arten im gleichen Gebiet und zur gleichen Zeit gefangen werden, die Entscheidungsträger*innen darauf einigen, der nachhaltigen Nutzung der am stärksten gefährdeten Fischbestände Vorrang einzuräumen.
Ein positives Ergebnis der Analyse war - angesichts zunehmender Schiffsinspektionen - ein deutlicher Rückgang der Fälle von Verstößen gegen die Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) zwischen 2013 und 2018.
Noch in diesem Jahr soll die GFP evaluiert werden. Der WWF fordert ein besseres Verständnis der sozioökonomischen Dimension der Fischereipolitik, um den Sektor zu verbessern. Größere wirtschaftliche Anreize seien notwendig, um einen inklusiven und fairen Übergang zu einer Fischerei mit geringen Auswirkungen zu gewährleisten, die mit der GFP und den Umweltzielen der EU im Einklang stehe und gleichzeitig die Lebensgrundlage der Küstengemeinden für kommende Generationen sichere.
„Viele Fischer arbeiten für sehr schlechte Bezahlung in einer Industrie, die sich finanziell kaum über Wasser halten kann und sich oft auf der falschen Seite des Gesetzes befindet. Das darf nicht so weitergehen“, fordert Dr. Antonia Leroy, Leiterin der Meerespolitik des Europabürovon World Wildlife Fund (WWF). Die EU müsse besser verstehen, wie Arbeitsbedingungen und finanzielle Stabilität mit ökologischer Nachhaltigkeit zusammenhängen und ihre Fischereipolitik darauf begründen. Die Menschen müssten eine Arbeit haben, die sowohl fair und anständig als auch ökologisch nachhaltig ist, so Leroy.