Murkraftwerk: AktivistInnen protestieren gegen Verbund-Wiedereinstieg

23.Feb 17

Der Widerstand gegen das umstrittene Kraftwerk an der Mur in Graz geht unvermindert weiter. Nun wurde bekannt, dass der Verbund wieder in das Projekt einsteigt und die Betriebsführung übernimmt. AktivistInnen haben als Reaktion darauf vor der Verbund-Zentrale in Wien ihren Protest zum Ausdruck gebracht.

Der Verbund beteiligt sich nun mit 12,5 % am umstrittenen Kraftwerksprojekt und hat außerdem eine Option auf weitere 12,5 %. Darüber hinaus wird das Betriebsmanagement übernommen. Der Einstieg kommt überraschend, denn erst vor einem Jahr war das Unternehmen aus dem Projekt ausgestiegen. Nun stellt sich der Konzern demonstrativ wieder hinter das Kraftwerk und verlautbart in einer Aussendung, dass dieses „vor allem auch durch eine positive Wirtschaftlichkeit überzeugt“.

Die Proteste gegen das Murkraftwerk haben sich durch den Verbund-Einstieg erneut auch auf Wien ausgeweitet. Mehrere AktivistInnen haben am 20. Februar ihren Protest gegen den Einstieg in einer spontanen Aktion vor der Verbund-Zentrale ausgedrückt. In einer Aussendung erklärt die Bewegung „System Change, not Climate Change!“: „Wir treten vehement für erneuerbare Energien ein, dennoch lehnen wir dieses Bauprojekt ab, das ökologische, ökonomische und demokratiepolitische rote Linien überschreitet.“

„Aus energiepolitischer Sicht ist das Bauvorhaben eine glatte Fehlentscheidung, da mit gleich hohen Investitionen in alternative Maßnahmen viel mehr Energie eingespart werden könnte als das Kraftwerk in Graz produzieren würde. Dazu zählen etwa großflächige Gebäudesanierungen, Energieberatungen, energieeffiziente Geräte und die Installation von Photovoltaik-Anlagen. All diese Alternativen hätten den Vorteil, dass dafür keine Bäume gerodet und dadurch keine geschützten Tierarten bedroht würden und auch die Feinstaubbelastung nicht zunehmen würde“, so Martin Mayr vor der Verbund-Zentrale.

Für Unruhe bei den Grünen sorgte indes ein Interview von Landtags-Klubobmann Lambert Schönleitner, in dem er für ein Ende der Proteste plädierte. Die Chefin der Grazer Grünen, Tina Wirnsberger, wies Schönleitner in der Folge zurecht und bezeichnete seine Aussagen als Einzelmeinung. Für die Jungen Grünen sind Schönleitners Aussagen ein "Schlag ins Gesicht für alle, die sich seit Jahren für ein lebenswertes Graz einsetzen".

Am 22. Februar beriefen KPÖ und Grüne gemeinsam einen Sondergemeinderat ein – noch in alter Besetzung. In diesem sollen Für und Wider zu Kraftwerk und Kanal diskutiert werden.

 

Kleine Zeitung: KPÖ und Grüne berufen einen Sondergemeinderat ein

 

System Change, not Climate Change!

Murkraftwerk: Protest gegen Verbund-Beteiligung

 

Der Standard: Murkraftwerk: Verbund steigt wieder ein