Murkraftwerk: AktivistInnen stoppen Bau vorübergehend

Etwa 100 AktivistInnen haben am Mittwoch den Bau des umstrittenen Murkraftwerks in Graz gestoppt. In einer Aktion zivilen Ungehorsams blockierten sie Baustelle und Bagger. Erst nachdem die Polizei mit Räumung des Areals drohte, verließen die meisten Protestierenden dieses selbst, einige wurden von der Exekutive weggetragen. Es kam auch zu Festnahmen.

In einer Aussendung führte die „Aktion Baustopp“ ihre Beweggründe für die Maßnahme an. So setze „dieses unwirtschaftliche Kraftwerk unser Steuergeld in den Sand und verunmöglicht wichtige Investitionen in Bildung, Gesundheit, Soziales und Kultur. Die Baumaßnahmen zur Errichtung des ökologisch zerstörerischen und wirtschaftlich ruinösen Kraftwerks würden gegen verschiedene Gesetze und Auflagen verstoßen.

Seit dem Beginn der Rodungen für das Kraftwerk war eine aufgeheizte Stimmung entstanden. Aussagen von Bürgermeister Nagl, der die Kraftwerks-GegnerInnen als „Berufsprotestierer“ bezeichnet hatte, trugen nicht gerade zu einer Entspannung bei. Diese Lage äußerte sich während der Protestaktion in fahrlässigem und teilweise gefährlichem Verhalten einiger Arbeiter*innen sowie bei Teilen des Sicherheitspersonals. In mehreren Fällen stoppten Arbeiter schwere Geräte extrem spät, als sich Protestierende davor stellten oder agierten fahrlässig.

Unterdessen hat sich der WWF in einem offenen Brief an den steirischen Landeshauptmann Schützenhöfer gewandt: Die Umweltorganisation WWF unterstützt alle Anstrengungen, die Energiewende voran zu treiben, auch den Ausbau von Potentialen in der Wasserkraft, sofern dabei ökologisch und sozial verträglich gearbeitet wird. Ein Projekt wie die Staustufe Graz-Puntigam, das von Anfang an von Experten aufs Schärfste kritisiert wurde und jetzt sogar noch in der Bauphase von so anhaltend starken Protesten begleitet wird und bei dessen Umsetzung auch Auflagen aus dem UVP-Bescheid offenbar nicht eingehalten wurden, stellt die im Verfahren festgestellte Umwelt- und Sozialverträglichkeit massiv in Frage, zumal es einen verschwindenden Beitrag zur Energiewende leistet und laut einer unabhängigen Expertenstudie das unwirtschaftlichste Wasserkraftprojekt Österreichs ist.

 

ORF.at: Murkraftwerk: Aktivisten besetzten Baustelle

 

„Rettet die Mur“ fordert sofortigen Baustopp

 

Offener Brief des WWF Österreich an Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer