NABU-Studie zu Schiffstreibstoff: Klimaschutz mit Ammoniak

Gegenwärtig ist die Schiffsbranche auf der Suche nach dem Treibstoff der Zukunft, wobei Ammoniak als aussichtsreicher Kandidat geführt wird, da er komplett kohlenstofffrei verbrennt, voraussichtlich am günstigsten zu produzieren ist im Vergleich zu anderen strombasierten Kraftstoffen und er bereits weltweit per Schiff in großen Mengen transportiert wird.

Grüner Ammoniak wird neben grünem Wasserstoff und Methanol seit einiger Zeit als emissionsfreier Treibstoff für die Schifffahrt diskutiert. Dazu hat der deutsche Naturschutzbund (NABU) beim Ökoinstitut eine Studie in Auftrag gegeben. Mit dieser wurde untersucht, unter welchem Maßgaben Ammoniak als Treibstoff der Zukunft eine Rolle spielen kann.

Die Ergebnisse zeigen, dass der Energieträger über ein hohes Potential zum Klimaschutz verfügt. Aus Sicht der Luftreinhaltung ist Ammoniak empfehlenswert – unter der Voraussetzung, dass sowohl das klimaschädliche Lachgas als auch gesundheitsschädliche Stickoxidemissionen durch SCR-Katalysator eliminiert werden. Zudem bedarf es hoher Sicherheitsvorschriften, um eine Leckage zu verhindern, da Ammoniak hochgiftig ist.

Pro und Contra für Ammoniak als Schiffstreibstoff

„Ammoniak als Schiffstreibstoff kann sein Klimaschutzpotenzial dann voll entfalten, wenn klimaschädliche Lachgasemissionen, die in Produktion, Transport und Verbrennung entstehen, nahezu vollständig eliminiert werden“, erklärt Leif Miller, NABU Bundesgeschäftsführer. Um dies sicherzustellen, müssten alle Treibhausgase in nationale und internationale Regulierungen und Bepreisungen aufgenommen werden. „Zusätzliche muss es strenge Sicherheitsvorschriften für die Nutzung von Ammoniak als Schiffstreibstoff geben. Zwar sind Kurzzeit- und Langzeitfolgen einer Havarie durch Ammoniak weniger weitreichend als jener einer Schweröl- oder Dieselhavarie. Die Folgen für die marine Umwelt wären dennoch immens“, so Miller.

Darüber hinaus hat die Studie ergeben, Investitionen in Ammoniak-Infrastruktur seien keine verlorenen Investitionen, auch wenn Ammoniak nicht großflächig Anwendung als Treibstoff in der Schifffahrt finden sollte. Im Rahmen der Wasserstoffwirtschaft wird Ammoniak für die Dekarbonisierung anderer Sektoren eine wichtige Rolle spielen. Die zeitnahe finanzielle und gesetzliche Förderung der grünen Ammoniak-Produktion würde - anders als Investitionen in LNG-Infrastruktur - unter den notwendigen Umwelt- und Sicherheitsauflagen demnach in der Zukunft nicht als eine Fehlentscheidung für den Klimaschutz gewertet werden.

„Auf der Suche nach dem klimaneutralen Kraftstoff der Zukunft dürfen andere Emissionen nicht aus dem Blick geraten. Wir brauchen eine strenge globale Abgasregulierung, um gesundheitsschädliche Stickoxidemissionen, die bei der Verbrennung von Ammoniak aber auch von den heute genutzten fossilen Kraftstoffen entstehen, zu reduzieren“, betont Beate Klünder, NABU-Schifffahrtsexpertin. Die deutsche Bundesregierung müsse sich bei der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) neben der Regulierung der Klimagase dafür einsetzen, dass auf allen Weltmeeren unverzüglich ein Stickoxidkontrollgebiet eingerichtet werde. Eine derartige Regulierung könne bei der IMO unverzüglich angestoßen werden, weil dies eine bewährte Maßnahme sei, die bereits in der Nord- und Ostsee und den amerikanischen Küstengewässern greife.

Die Schifffahrt ist für ungefähr drei Prozent der globalen Treibhausgase verantwortlich. Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation hat 2018 ihre Treibhausgasminderungsstrategie für den Schifffahrtssektor verabschiedet, welche eine Halbierung der CO2-Emissionen der Seeschifffahrt bis 2050 im Vergleich zum Jahr 2008 vorsieht. Doch um mit dem 1,5-Grad-Ziel konform zu sein, müsste die internationale Seeschifffahrt eine vollständige Dekarbonisierung bis 2050 anstreben.

 

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