Nachhaltiger Flugverkehr nur mit höheren Beimischungspflichten für E-Kerosin

 

Seit 2013 bis zum Jahr 2019 vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie sind die CO2-Emissionen in der Luftfahrt in Europa um 28 Prozent gestiegen. Dabei haben sogenannte Nicht-CO2-Effekte wie Stickoxide, Kondensstreifen und Wolkenbildung laut der Europäischen Kommission eine mindestens ebenso starke Wirkung auf die Erwärmung des Klimas wie Kohlenstoffdioxid.

Das betont die Gesundheits- und Klimaexpertin Lina Mosshammer in einem Blogbeitrag für den Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Darin äußert sie sich optimistisch für den Fall des Einsatzes von nachhaltigeren Treibstoffen, den sogenannten Sustainable Advanced Fuels (SAF). Um die Luftfahrt klimaverträglicher zu gestalten, sei ein weiteres Wachstum der Branche keine Option. Es brauche einen effektiven Maßnahmenmix auf nationaler und internationaler Ebene, um den Flugverkehr zu reduzieren und Technologien zu verbessern. Dabei sei laut Mosshammer der Einsatz von nachhaltigeren Treibstoffen eine Hoffnung im Flugverkehr, zumal diese in den derzeitigen Flugzeugmotoren eingesetzt werden könnten.

Beimischungsziel 63 Prozent bis zum Jahr 2050

Im Rahmen der Initiative „ReFuelEU“ plant die EU ein Beimischungsziel von zwei Prozent bis 2025, fünf Prozent bis 2030 und eine weitere Steigerung auf 63 Prozent bis zum Jahr 2050. Zur Erreichung der Klimaneutralität im Jahr 2050 brauche es allerdings 100 Prozent SAF. „Es ist daher essenziell, den Einsatz dieser klimaverträglicheren Treibstoffe stärker voranzutreiben und die Zwischenziele höher anzusetzen“, schreibt Mosshammer.

Auch die Nachhaltigkeit der Ausgangstoffe für Sustainable Aviation Fuels sei von Bedeutung. Zwar ist der Einsatz von sogenannten fortschrittlichen Agro-Treibstoffen ist in der EU-Richtlinie vorgesehen. „Diese sind jedoch nur nachhaltig, wenn die Rohstoffe organische Abfälle und Rückstände umfassen, die nicht mit der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion konkurrieren. Nachdem diese Agro-Treibstoffe in verfügbarer Menge jedoch stark limitiert sind, können sie nicht im notwendigen Ausmaß erzeugt werden und sollten daher in den Beimischungspflichten gering angesetzt werden“, erklärt Mosshammer.

Größeres Mengenpotenzial habe der Einsatz von E-Kerosin, welches durch den Einsatz von erneuerbaren Energien erzeugt werden kann. Wichtig sei die forcierte Entwicklung, damit „die notwendige Skalierung“ geschaffen und ein klarer Fokus auf den Einsatz von tatsächlich nachhaltigem Strom aus Wind, Wasser und Sonnenenergie in der Produktion gesetzt werden kann. „Nachdem E-Fuels mit einem Wirkungsgrad von etwa 13 Prozent sehr ineffizient sind, sollte diese nur in Sektoren eingesetzt werden, in denen eine Elektrifizierung oder der Einsatz von Wasserstoff noch nicht möglich ist – wie zum Beispiel in der Luftfahrt“, schreibt Mosshammer weiter.

Nach einer Schätzung von Transport & Environment (T&E), der europäischen Dachorganisation des VCÖ, werde die Luftfahrt im Jahr 2050 mindestens 23 Prozent der gesamten Nachfrage nach erneuerbaren Energien beanspruchen. Deshalb bzw. um in der Luftfahrt Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 zu erreichen, brauche es einen Maßnahmenmix, „der nicht nur auf technologische Verbesserungen setzt, sondern auch eine Reduktion der Flugbewegungen durch Kostenwahrheit, Vermeidung und Verlagerung von Flügen schafft“, so Mosshammer.

 

BERICHT DER KOMMISSION AN DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT UND DEN RAT

EU-Kommission: Nachhaltige Flugzeugtreibstoffe – ReFuelEU Aviation

T&E: E-Fuels too inefficient and expensive

T&E: Renewable electricity requirements to decarbonise transport in Europe with electric vehicles, hydrogen and electrofuels

VCÖ: Nachhaltige Luftfahrt nur durch reduzierten Flugverkehr und höhere Beimischungspflichten für E- Kerosin