Nachhaltigkeitsperspektiven im Wandel

6. Aug 20

In dem Bericht Drivers of change of relevance for Europe’s environment and sustainability („Treiber des Wandels für Umwelt und Nachhaltigkeit in Europa“) wird eine Vielzahl von Einflussfaktoren untersucht, die sich auf die Zukunft Europas auswirken könnten, insbesondere solche, welche die europäischen Umwelt- und Nachhaltigkeitsziele betreffen. Insgesamt soll der Bericht ein umfassendes Bild der Veränderungen in der Welt und in Europa, ihrer Zusammenhänge und möglichen Auswirkungen vermitteln. Dabei werden in den vorausschauenden Gutachten der EUA mögliche künftige Entwicklungen untersucht.

„Diese Gutachten stützen sich auf eine Kombination aus fundiertem Wissen über bisherige Trends und dynamische Entwicklungen, unserem Verständnis der Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Phänomenen sowie der Erforschung alternativer Zukunftsszenarien“, erklärt Lorenzo Benini, der Projektleiter des Berichts. „Die Zukunft ist immer unsicher; dies gilt umso mehr in der heutigen Welt, die durch zunehmende Unbeständigkeit, Komplexität und Ungewissheit geprägt ist. Die Welt ist immer stärker vernetzt, und Entwicklungen in einem Teil der Welt können sich auch auf Europa auswirken. Das sehen wir nun in der Corona-Krise leider sehr deutlich.“ Allerdings, so Benini: „Die Umwelt- und Nachhaltigkeitsperspektiven Europas werden von zahlreichen Faktoren beeinflusst, die sowohl neue Risiken als auch neue Chancen hervorbringen.“

Der Bericht der EUA beinhaltet demnach auch alternative Zukunftsszenarien auf der Basis einer großen Bandbreite quantitativer und qualitativer Zukunftsstudien, wobei die EUA mit zahlreichen Interessensgruppen zusammengearbeitet hat, um Wissen zu entwickeln, welches politische Maßnahmen zur Förderung der Nachhaltigkeit unterstützt. „In unserem Fall tun wir das mit unserem Netzwerk von politischen Entscheidungsträgern, Experten aus verschiedenen Fachrichtungen und mit unterschiedlichen Hintergründen und zunehmend auch mit der Zivilgesellschaft“, sagt Benini.

„Treiber des Wandels“ unterscheiden sich in geografischer und zeitlicher Hinsicht sowie in ihrem Ursprung, ihrer Stärke und ihren potenziellen Auswirkungen. So seien beispielsweise globale Megatrends wie das weltweite Bevölkerungswachstum oder der Klimawandel weltweit stattfindende, langfristige Trends, die sich langsam entwickeln, aber erhebliche Auswirkungen haben, beschreibt Benini. „Einige Trends haben sich fest etabliert und sind insbesondere für Europa charakteristisch, z.B. die Alterung der Bevölkerung oder die Migration von Ost nach West. Andere Trends hingegen zeichnen sich ab, sind aber noch nicht wirklich eingetreten, wie die technologische Konvergenz und die ´Vierte industrielle Revolution´.“ Zudem gebe es die sogenannten „Wild Cards“, das sind unwahrscheinliche künftige Entwicklungen, die jedoch ein zerstörerisches Potenzial haben könnten. Hierbei kann es sich um bedeutende technologische Durchbrüche, dramatische Verluste von bestäubenden Insekten oder den Ausbruch von Infektionskrankheiten handeln.

Häufig werden im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit vorausschauende Analyseverfahren genutzt, um potenzielle Risiken zu antizipieren und Möglichkeiten für die Weiterentwicklung von Umwelt- und Nachhaltigkeitsstrategien zu ermitteln. Auch die Europäische Kommission hat ein System zur vorausschauenden Analyse (FORENV) eingerichtet. Damit sollen neu auftretende Umweltprobleme identifiziert werden, um das Bewusstsein für ihre potenziellen Auswirkungen zu schärfen und politische Entscheidungs- und Interessenträger*innen dabei zu unterstützen, sich mit diesen Problemen auseinanderzusetzen. Ähnliche Initiativen gibt es auch in den EUA-Mitgliedsländern. Durch die Einrichtung eines Kommissarpostens für interinstitutionelle Beziehungen und Vorausschau, den Vizepräsident Maroš Šefčovič bekleidet, und der Schaffung des EU-Netzwerks für strategische Vorausschau hat die strategische Vorausschau in jüngster Zeit auch in der Politikgestaltung auf EU-Ebene an Bedeutung gewonnen.

Zusammen mit Expert*innen für strategische Vorausschau aus den Mitgliedsländern und nationalen Referenzzentren für zukunftsorientierte Informationen und Dienstleistungen (NRC-FLIS) trägt die EUA zum FORENV-Prozess aktiv bei. Darüber hinaus arbeitet die EUA an einer Reihe von Projekten im Bereich der Vorausschau, welche häufig in Partnerschaft mit Mitgliedsländern und anderen EU-Einrichtungen durchgeführt werden.

 

Europäische Umweltagentur EEA