Neuer Klimaschutz-Index: Noch kein Land gut genug

10. Dez 20

Zwar hat sich Österreich gegenüber dem Vorjahr von Platz 38 auf 35 um drei Plätze verbessert, befindet sich allerdings nach wie vor unter den ‚Low-Performern‘ auf Platz 35 von 57 untersuchten Staaten. Das hat der am Montag dieser Woche präsentierte Internationale Klimaschutzindex (Climate Change Performance Index) von Germanwatch ausgewiesen. Dabei wurden 57 Staaten auf ihre Fortschritte beim Klimaschutz untersucht. Die ersten drei Plätze bleiben wie jedes Jahr frei, da kein Land ausreichend Klimaschutz betreibt. Auf den darauf folgenden drei Plätzen finden sich Schweden, Großbritannien und Dänemark. Schweden und Dänemark hatten eine Ökologisierung des Steuersystems durchgeführt und der Ölheizung den Riegel vorgeschoben. Zu den großen Aufsteigern gehören dieses Jahr Portugal (von Platz 25 auf 17) und Neuseeland (von 37 auf 28). Auf den letzten Plätzen liegen unverändert zum Vorjahr Saudi Arabien (60) und die USA (61).

 

Pro-Kopf-Emissionen und Energieverbrauch zu hoch

Besonders in den Teilbereichen der Entwicklung der Treibhausgasemissionen und des Energieverbrauchs stellt der Klimaschutzindex Österreich ein vernichtendes Zeugnis aus. Die Pro-Kopf-Emission sind hierzulande mit 9 Tonnen CO2/Kopf so hoch, dass Österreich in dieser Kategorie auf dem 45. Platz landet. Vergleicht man den Energieverbrauch mit dem für die Einhaltung der 2°C-Grenze notwendigen Niveau, kommt Österreich nur auf den 50. Platz.

Um diese Bereiche zu verbessern, benötigt es die Umsetzung einer koordinierten Klimapolitik und ein Ende der Energieverschwendung, fordert die Umweltorganisation Global 2000. Jedoch wurde das dafür vorgesehene Energieeffizienzgesetz noch nicht vorgelegt. Dies sollte, wie im Regierungsprogramm angekündigt, noch heuer geschehen.

Auch der World Wildlife Fund (WWF) fordert eine große Energiespar-Offensive und wirksame CO2-Bepreisung. Zudem müsse der Flächenfraß ins Visier genommen werden. „Österreich hat seine Klimaschutzpolitik über viele Jahre sträflich vernachlässigt. Daher müssen jetzt endlich die großen Baustellen angegangen werden – vom viel zu hohen Energieverbrauch über die autozentrierte Verkehrspolitik bis zum falsch ausgerichteten Steuersystem. Dazu kommt die starke Zersiedelung und der extreme Bodenverbrauch von im Schnitt 13 Hektar pro Tag“, kritisiert WWF-Klima- und Energiesprecher Karl Schellmann.

Der Bundeskanzler müsse sich beim nächsten EU-Gipfel für ein CO2-Reduktionsziel von minus 65 Prozent bis 2030 einsetzen, wie es die Wissenschaft vorschlägt. Der Finanzminister müsse einen Abbauplan für umweltschädliche Subventionen und ein wirksames CO2-Preis-Modell vorlegen, um zum ersten Klima-Finanzminister der Republik zu werden“, so Schellmann. „Baustandards sind nicht am Stand der Technik, Wohnbaugelder werden zu wenig fürs Energiesparen eingesetzt. Der verkehrspolitische Wandel zu Fahrrad und Öffis ist noch nicht vollzogen, immer wieder werden neue klimafeindliche Schnellstraßen propagiert.“

Zudem gebe es im Naturschutz noch große politische Versäumnisse: Intakte Flüsse und Kohlenstoffsenken würden immer weiter verbaut und ausgebeutet anstatt bewahrt und klimafit ausgerichtet, kritisiert der WWF.

 

Über den Klimaschutzindex (CCPI)

Der alljährliche Klimaschutz-Index (Climate Change Performance-Index, CCPI) bewertet nicht nur vorhandene statistische Daten, sondern auch die qualitativen Fortschritte in den vier Kategorien Treibhausgase (Gewichtung 40 Prozent), Erneuerbare Energien (20 Prozent), Energieverbrauch (20 Prozent) und Klimapolitik (20 Prozent). Die Fortschritte werden primär daran gemessen, inwieweit sie ausreichend sind, die Ziele des Pariser Klimavertrags zu erreichen.

 

Climate Change Performance Index (CCPI)

GermanWatch - Klimaschutzindex

Global 2000: Klimaschutz-Index: Österreich nur auf Platz 35

World Wildlife Fund: Miserables Klimaschutz-Zeugnis für Österreich: WWF sieht großen Aufholbedarf

OTS-Presseaussendung