Oceancare: Die Walfangtagung stellt das Walfangverbot auf den Prüfstand
Vom 24. bis 28. Oktober 2016 tagt in Portorož, Slowenien, die Internationale Walfangkommission (IWC), ein Walfangmoratorium ist seit 30 Jahren in Kraft.
Die Organisation OceanCare, bei der Tagung vertreten durch Fabienne McLellan und Nicolas Entrup, setzt sich vor Ort dafür ein, dass das Moratorium, eine der größten Errungenschaften im Artenschutz, nicht weiter untergraben wird. OceanCare kritisiert, dass der in europäischen Gewässern eskalierende kommerzielle Walfang nicht auf der Agenda der IWC-Konferenz steht. Schwerpunkte der Tagung sind die Fortsetzung des wissenschaftlichen Walfangs unter Missachtung eines Urteils des Internationalen Gerichtshofes sowie die mögliche Einrichtung eines großen Walschutzgebietes im Südatlantik.
Positiv bewertet OceanCare, dass sich die IWC vermehrt globalen Gefahren widmet und Maßnahmen zum Schutz aller Wale anstrebt. Die Organisation ist als IWC-Beobachterin vor Ort und berichtet in einem Blog regelmäßig über die Tagung.
Das Internationale Übereinkommen zur Regulierung des Walfangs (ICRW) wurde vor 70 Jahren unterzeichnet. Sein wichtigster Erfolg, das Verbot des kommerziellen Walfangs, besteht seit genau 30 Jahren und hat hunderttausenden Walen das Leben gerettet. Drei Walfangländer – Japan, Island und Norwegen – ignorieren allerdings das Verbot. Laut Angaben von OceanCare hat sich Norwegen zum größten Walfangland der Welt entwickelt. Derzeit werden laut OceanCare in europäischen Gewässern durch Norwegen und Island mehr Großwale getötet als in der übrigen Welt.
In unmittelbarer Nachbarschaft zur EU betreiben Norwegen und Island bis heute ganz offen kommerziellen Walfang und ignorieren systematisch das Moratorium der IWC und das CITES-Handelsverbot für Walprodukte. Aktuelle Exportzahlen belegen, dass beide Länder ihren Walfleisch-Handel mit Japan weiter ausbauen. Die letzte offizielle Verurteilung norwegischer Walfangaktivitäten durch die IWC liegt fünfzehn Jahre zurück. „Es braucht eine Strategie der Walschutzstaaten, allen voran der EU, um die europäischen Nachbarstaaten von der Abkehr der Walfangaktivitäten zu überzeugen“, sagt Entrup, der seit sechzehn Jahren an den IWC-Tagungen teilnimmt.
Der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag hat 2014 Japans Walfang in der Antarktis wegen fehlender Wissenschaftlichkeit verurteilt und die Regierung des Landes aufgefordert, dieses Programm einzustellen. Künftig will Japan den so genannten Wissenschaftswalfang“ in der Antarktis lediglich reduzieren, kritisiert OceanCare. Die Frage, was als „wissenschaftlich“ einzustufen ist, wird regelmäßig heftig debattiert. „Es braucht einen transparentes, international anerkanntes Prozedere zur Prüfung der Wissenschaftlichkeit beim japanischen Walfangprogramm“, sagt Fabienne McLellan, die bei OceanCare für die internationale Zusammenarbeit verantwortlich ist. „In der vorliegenden Form stellt Japans neues Forschungsprogramm einen klaren Verstoß gegen das IGH-Urteil dar“, sagt McLellan. Das gilt ebenso für die in der IWC verabschiedeten Auflagen zum wissenschaftlichen Walfang. Australien und Neuseeland haben Initiativen zur Klärung dieser Frage angekündigt.
Der Versuch der lateinamerikanischer Staaten – allen voran Argentinien, Brasilien und Uruguay – in Kooperation mit den afrikanischen Staaten Gabun und Südafrika einen Vorstoß zur Einrichtung eines Walschutzgebietes im Südatlantik zu schaffen, erhielt mit einer zwar klaren Zustimmung von 38 zu 24 Stimmen und zwei Enthaltungeneine klare Unterstützung, jedoch nicht die notwendige Dreiviertel-Mehrheit. Damit verhinderte der insbesondere von Japan dirigierte Länderblock aus vorwiegend westafrikanischen und karibischen Staaten den Wunsch aller Anrainerstaaten nach einem großen Schutzgebietes im Südatlantik. Das beantragte Gebiet sollte sich südlich des Äquators von der Ostküste Südamerikas quer über den Atlantik bis hin zur Westküste Afrikas erstrecken. Es hätte das Antarktis-Schutzgebiet mit dem Walschutzgebiet im Indischen Ozean verbunden. Das Begehren wurde vom Wissenschaftsausschuss der IWC abgesegnet und von den afrikanischen IWC-Mitgliedern Südafrika und Gabun mitgetragen. „Die Entscheidung ist ein respektloser Akt gegenüber der Zusammenarbeit einer ganzen Region. Wir hoffen, dass die Antragsteller dennoch langfristig an ihrem Plan festhalten“, so Fabienne McLellan.
Obwohl Delphine und Kleinwale bislang nicht unter dem Schutz der IWC stehen, befasst sich das Gremium auch mit den zahlreichen Umweltgefahren für Groß- und Kleinwale: Unterwasserlärm, Vermüllung der Meere, Klimaerwärmung sowie Schiffskollisionen und Beifang. Im Weiteren begrüßt OceanCare das Bestreben, schonendere Tötungsmethoden für Wale zu suchen. Auch damit kann die IWC-Tagung entscheidend zum Wohl der Tiere beitragen.
Oceancare Walfang und das Moratorium
Oceancare: Globale Gefahren – auch für Kleinwale – auf der Agenda