Ölrausch im Mittelmeer: Seismischer Lärm gefährdet Wale und Delphine

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Am 20. April 2013 jährte sich die Deepwater-Horizon-Katastrophe zum dritten Mal. Die Schweizer Meeresschutzorganisation OceanCare ruft anlässlich des Jahrestages die Ölindustrie und Politik zum verantwortungsvollen Handeln beim Erschließen der Ölressourcen auf.

„Der Verdacht, dass der verantwortungslose Run auf die Öl- und Gasvorkommen im Mittelmeer unter dem Druck der Eurokrise vorangetrieben wird, ist nicht von der Hand zu weisen“, sagt Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare. Durch die Explosion auf der BP-Ölplattform „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko flossen rund 780 Millionen Liter Rohöl ins Meer, sagt OceanCare. „Damals wollte die EU die gefährliche Praxis der Tiefseebohrungen überdenken. Heute, drei Jahre später, scheint diese Absicht vergessen – obwohl seither sieben weitere Öl-Katastrophen die Meere erschüttert haben.“

Lüber fürchtet um den Fortbestand bedrohter Wal- und Delphinarten im Mittelmeer. Denn die Öl- und Gasförderung erzeugt Schallwellen, die so laut sind wie Düsenjets oder Weltraumraketen. Der Schalldruck ist mehr als 10.000 Mal so groß wie der eines Presslufthammers in einem Meter Abstand. Die enthaltene Schallintensität ist sogar über 100 Millionen Mal grösser.

Bereits die Suche nach neuen Vorkommen mittels seismischen Tests bedroht die Meeressäuger akut mit Unterwasserlärm, informiert OceanCare. „Was für die Menschen die Augen sind, sind für die Wale und Delphine das Gehör. Lärmverschmutzung macht die Tiere, die sich unter Wasser akustisch orientieren, orientierungslos. Die Folgen sind innere Verletzungen – immer mehr Tiere stranden und sterben.“

OceanCare fordert deshalb die Errichtung von Schutzgebieten. Sensible Lebensräume der Meeresssäuger im Mittelmeer sollen für seismische Tests sowie für die Öl- und Gasförderung tabu sein. 19 Gebiete im Mittelmeer hat ACCOBAMS, das Abkommen zum Schutz der Waltiere im Mittelmeer und im Schwarzen Meer, seinen Mitgliedern als Meeresschutzgebiete empfohlen. Darunter den Hellenischen Graben, der südwestlich des Peloponnes bis nach Kreta verläuft. Mit bis zu 5.300 Metern Tiefe ist er einer der wichtigsten Lebensräume für bedrohte Wal- und Delphinarten. Als solcher ist er unter anderem entscheidend für den Fortbestand des Pottwals, der als Tieftaucher auf Unterwassercanyons angewiesen ist, berichtet OceanCare.

OceanCare fordert außerdem, das Mittelmeer vor Tiefseebohrungen zu verschonen und in der Seismik ausschließlich lärmschonende Technologien zu erlauben.

OceanCare Pressemitteilung