Rückgang heimischer Feldvögel gestoppt?

23. April 20

Seit 1980 verschwand europaweit mit rund 300 Millionen Brutpaaren die Hälfte der Vögel in ländlichen Regionen. In Österreich ging die heimische Vogelpopulation auf Wiesen und Äckern in den letzten 20 Jahren im Schnitt um rund 40 Prozent zurück, bei einzelnen Arten gar um bis zu 90 Prozent. Es gibt nun einen Lichtblick für die heimische Vogelwelt, denn zum ersten Mal seit Ende der 1990er Jahre dürfte ihr Rückgang aufgehalten worden sein, wie aktuelle Forschungsergebnisse im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums zeigen.

Besonders hart getroffen hat es die Grauammer, dessen Bestand um 91 Prozent sank, gefolgt von Girlitz mit einem Minus von 85 Prozent und dem einst allerorts angetroffenen Rebhuhn mit einem Minus von 84 Prozent. Das ist die traurige Bestandsentwicklung heimischer Agrarlandvögel seit 1998. Auch die Turteltaube, Vogel des Jahres 2020, kämpft ums Überleben: minus 62 Prozent seit 1998 und minus 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Unsere ländlichen Regionen haben in den letzten Jahrzehnten stark an Strukturvielfalt verloren, wodurch es zum Sterben der Vögel kam!“, sagt Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. „Nach einer langen Phase des Rückgangs haben wir seit einigen Jahren eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau. Jetzt müssen wir handeln! Erhöhen wir den Anteil strukturreicher Flächen auf Wiesen und Äckern, dann haben wir den starken Rückgang hoffentlich hinter uns!“, fordert Wichmann.

„Wir haben den Eindruck, die Bestände würde sich auf sehr niedrigem Niveau stabilisieren“, erklärt Wichmann. „Wobei dies immer in Relation zum gesamten Beobachtungszeitraum (1998 bis 2019) gesehen werden muss, indem eine markante Abnahme der Bestände der österreichischen Kulturlandschaftsvögel stattgefunden hat. Insgesamt sind in diesem Zeitraum im Schnitt rund 40 Prozent der Vögel verschwunden!“

Zwei Gründe erscheinen für die derzeitige Stabilisierung der heimischen Kulturlandvögel auf sehr niedrigem Niveau wesentlich. Einerseits profitieren manche Vogelarten von der zunehmend trockenen Witterung und andererseits haben Biodiversitätsflächen insbesondere Brachen im Ackerland eine positive Wirkung auf die Anzahl und das Vorkommen heimischer Brutvögel. Bei Feldlerche und Rebhuhn ist der Bestandrückgang vorerst gestoppt, Wendehals- und Schwarzkehlchenreviere nehmen sogar zu. „Wir empfehlen daher, den ehemals vorhandenen Strukturreichtum im Ackerland durch Brachen, Büsche, Feldgehölze oder Raine weiter zu erhöhen, sowie im Grünland ein- oder zweimähdige Wiesen wiederherzustellen. Wir benötigen österreichweit 10 bis 14 Prozent ökologisch wertvolle Flächen damit unsere Vogelwelt sich wieder erholen kann“, betont Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. „So können wir positiv auf das Überleben unserer heimischen Vogelwelt einwirken! Nun liegt es an der Politik, die richtigen Maßnahmen zu setzen, damit die Stabilisierung nachhaltig wirksam wird und es auch mit den Beständen der heimischen Vögel wieder aufwärtsgeht!“


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Der Standard