Schlaf- und Lernschwierigkeiten sowie Totgeburten: 100 Millionen EuropäerInnen betroffen – 7. Umweltaktionsprogramm verpflichtet zur Reduzierung der Lärmbelastung – Veranstaltung zum Thema am 13. Juni in Wien

1. Juni 18

Straßenverkehr ist die Hauptursache für Umgebungslärm in Europa: Rund 100 Mio. Menschen in Europa sind Verkehrslärm über der laut EU kritischen Marke von 55 dba ausgesetzt. 70 % der Betroffenen leben in Ballungsgebieten, heißt es im aktuellen Bericht der Kommission über die Umsetzung der Richtlinie für Umgebungslärm aus dem Jahr 2002. Lärm ist in der EU die zweithäufigste Ursache für umweltbedingte Gesundheitsprobleme, gleich hinter Luftverschmutzung. Die EU-Kommission schätzt, dass zumindest 14,1 Mio. Menschen in Europa von Umgebungslärm deutlich gestört werden, mindestens 5,9 Mio. haben schwere Schlafstörungen, und mindestens 15.900 Totgeburten werden Lärmbelastungen zugerechnet. Auch Lernschwierigkeiten bei Kindern sollen durch Lärm ausgelöst werden.

Für die Kommission ist das Thema Lärm grundlegend: Wenn Menschen länger arbeiten sollen, müssen sie auch entsprechend gesund sein - das geht aber nicht, wenn sie in stark lärmbelasteten Zonen leben. Zudem könnten die Kosten für die Gesundheitssysteme der EU-Staaten stark reduziert werden, so John Ryan, Direktor für öffentliche Gesundheit. Um auf das Thema aufmerksam zu machen und den Umsetzungsgrad der Richtlinie zu eruieren, wurde von der EU-Kommission Ende April eine Konferenz zum Thema veranstaltet.

Die Umsetzung der Richtlinie selbst ist laut Kommission durchwachsen, 80 % der Staaten hätten im aktuellen Berichtszeitraum die geforderten Lärmkarten erstellt, und nur die Hälfte aller Staaten habe die obligatorischen Aktionspläne geliefert - die Deadline dafür war 2012 beziehungsweise 2013. Grenzwerte sieht die Richtlinie bisher nicht vor, wie einige BesucherInnen der Konferenz bemängelten. Neben technischen Lösungen wie E-Mobilität sei die grundsätzliche Aufmerksamkeit für das Thema ein erster Schritt für Veränderungen.

Trotz der Richtlinie aus 2002 und dem derzeit gültigen Umweltaktionsprogramm, das verhindern soll, dass UnionsbürgerInnen Schadstoffen ausgesetzt sind, die ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen beeinträchtigen können, lassen die Luftqualität in vielen Teilen Europas nach wie vor zu wünschen übrig. Am 13. Juni kommen ExpertInnen aus ganz Europa zusammen um den Stand der Umsetzung des 7. UAP zu bewerten. Eine Breakout-Session wird sich dem Thema Gesundheit und das Wohlergehen der BürgerInnen widmen, zu dem u.a. Marco Martuzzi von der WHO, Sophie Perroud von der NGO HEAL oder Robert Thaler vom BMNT diskutieren werden.

 

Policy Forum, 13. Juni, Haus der EU

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Richtlinie 2002/49/EG des EP und des Rates

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