Studie belegt Nutzen zirkulärer Abfallwirtschaftssysteme

 

In der ersten globalen Studie dieser Art haben Forscher*innen des International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) gemeinsam mit einem Wissenschaftler der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) den Abfallsektor untersucht. In dieser Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht wurde, wurden 184 Länder und Regionen unter die Lupe genommen, wobei zwischen städtischem und ländlichem Siedlungsraum differenziert wurde.

Der neuartige Forschungsansatz überträgt die Shared Socioeconomic Pathways (SSPs) in die Abfallwirtschaft und bewertet das Potenzial zur Verringerung der Treibhausgas- und Luftschadstoffemissionen durch die Gegenüberstellung von Basis- und Minderungsszenarien bis 2050. SSPs sind eine Reihe von Szenarien, die alternative sozioökonomische Entwicklungen bis zum Jahr 2100 beschreiben.

„Wir wollten die künftigen Trends des kommunalen Abfallaufkommens untersuchen und die Auswirkungen auf die Treibhausgasemissionen und die Luftverschmutzung analysieren, wenn die Abfallbewirtschaftungssysteme bis 2050 auf dem heutigen Stand gehalten werden“, erklärt die Hauptautorin Adriana Gómez-Sanabria, Forscherin in der IIASA-Forschungsgruppe für Umweltmanagement und Dissertantin an der BOKU. „Anschließend bewerteten wir, inwieweit es möglich wäre, die Abfälle und die damit verbundenen Emissionen zu reduzieren, wenn im Rahmen der verschiedenen SSPs Kreislaufsysteme für die Abfallwirtschaft eingeführt würden. Dieser Ansatz hilft uns auch zu verstehen, wie unterschiedliche globale Entwicklungen den Umfang und das Tempo der Einführung von Kreislaufwirtschaftssystemen behindern oder beschleunigen und welche Auswirkungen dies auf die Emissionen hat.“

BOKU: Exponentielles Wachstum des Abfalls

Die Menge an Abfall, die jedes Jahr weltweit anfällt, ist in den letzten Jahrzehnten aufgrund des Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums und der „daraus resultierenden Veränderungen der Produktions- und Verbrauchsmuster“ exponentiell angestiegen, erklärt die BOKU.

Ein Drittel des globalen Müllbergs, der jedes Jahr entsteht, wird von etwa einem Sechstel der Bevölkerung (Länder mit hohem Einkommen) erzeugt. Allerdings werden nur etwa 13 % wiederverwertet und 5,5 % kompostiert. Häufig führt das Fehlen geeigneter Anlagen – insbesondere in Ländern mit niedrigem Einkommen – häufig zu Umwelt- und Gesundheitsschäden, einschließlich der Emission von giftigen Schadstoffen und Treibhausgasen in die Atmosphäre.

Kreislaufwirtschaft ist ein nachhaltiges System, bei dem die Abfallerzeugung minimiert wird, Abfallsammelsysteme die gesamte Bevölkerung erreichen, die offene Verbrennung von Abfällen und die ungeordnete Ablagerung von Abfällen beseitigt werden, Abfälle von Deponien ferngehalten werden, Materialien wiederverwendet und recycelt werden und als letzter Ausweg Müll zur Energieerzeugung effizient verbrannt wird.

Szenario zur Eindämmung von Abfallverbrennung

SSP1 stellt ein Szenario dar, das eine Welt vorsieht, in der eine integrativere Entwicklung unter Beachtung der Umweltgrenzen im Vordergrund steht. Infolge der Gegenüberstellung verschiedener Szenarien fanden die Forscher*innen beispielsweise heraus, dass das Nachhaltigkeitsszenario (SSP1) erhebliche und frühere Zusatznutzen bringen könnte – im Vergleich zu Szenarien, in denen die Ungleichheiten verringert werden, die Maßnahmen zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung sich jedoch auf die Behandlung von Schadstoffen in einem separaten Prozess nach deren Entstehung konzentrieren. Im Szenario SSP1 wäre es nach Einschätzung der Forschenden möglich, die offene Verbrennung von Abfällen vor 2050 zu vermeiden und damit diese Quelle für Luftverschmutzung zu beseitigen.

Die Forscher*innen weisen auch darauf hin, dass ausgehend von der Tatsache, dass das maximale technische Vermeidungspotenzial weltweit auf etwa 205 Millionen Tonnen Methan im Jahr 2050 geschätzt wird, die Reduzierung der Emissionen aus festen Siedlungsabfällen fast ein Viertel davon ausmachen könnte. In der Folge sei schnelles und entschlossenes Handeln erforderlich, um Abfälle zu reduzieren und von Deponien fernzuhalten, die Wiederverwendung und das Recycling zu steigern und Technologien zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung zu fördern.
 

Nature - Potential for future reductions of global GHG and air pollutants from circular waste management systems

BOKU - Wie zirkuläre Abfallwirtschaftssysteme der Umwelt nützen können