Studie bestätigt Dringlichkeit der Fridays for Future-Forderungen

8. Okt 20

Die Forscher kommen aufgrund wissenschaftlicher Analysen zu dem Ergebnis, dass die deutsche Politik auf vielen Ebenen zwar gehandelt hat, die bisher beschlossenen Maßnahmen (z.B. Klimapaket, Kohleausstiegsgesetz) jedoch für Deutschland, die Europäische Union und weltweit unzureichend sind, um die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. „Wir weisen nachdrücklich darauf hin: Je später die Kurskorrekturen in Hinblick auf das definierte 1,5-Grad-Ziel des Paris-Abkommens vorgenommen werden, desto drastischer und teurer werden diese Korrekturen sein. Kommen sie zu spät, ist dieses Ziel nicht mehr erreichbar“, warnen die Autoren. Überschreitet die globale Temperaturerhöhung kritische Grenzwerte, ändere sich das natürliche System ohne Rücksicht auf politische Vorgaben, oder es kippt sogar. Für wirksame Maßnahmen zur deutlichen Emissionsreduzierung bleibe objektiv nicht mehr viel Zeit.

Die Scientists for Future (S4F) unterstützen die erneut vorgelegten Forderungen der Fridays for Future-Klima- und Nachhaltigkeitsbewegung sowie den berechtigten Kampf der jungen Menschen für Klimagerechtigkeit und ihre Zukunft. „Die Europäische Union verfehlt mit ihren aktuellen Klimaschutzambitionen das 1,5 °C-Ziel sehr deutlich. Auch die bisherigen Bemühungen Deutschlands im Rahmen der Ratspräsidentschaft werden dem 1,5 °C-Ziel in keiner Weise gerecht“, hatten Fridays for Future (FFF) nach dem globalen Klimastreik am 25. September 2020 mit Blick auf die deutsche EU-Ratspräsidentschaft ein Schreiben an die deutschen Entscheidungsträger*innen in der EU gerichtet. Demnach fordern sie, dass die Europäische Union bis zum Jahr 2035 Treibhausgas-Nettonull erreichen muss. Dafür erforderlich sei „ein rechtlich verpflichtendes CO2-Budget für die Europäische Union von ab sofort noch 20 Gigatonnen, welches sich aus den oben genannten Reduktionszielen ergibt und sich in abnehmende Jahresbudgets aufteilt.“

Reduktion der Emissionen um 80 % bis 2030 aus dem Pariser Klimaabkommen abgeleitet

„Die Forderungen von FFF sind mit dem 1,5-Grad-Ziel konsistent. Sie sind klimawissenschaftlich begründet und liegen politisch wie ökonomisch im Bereich des Notwendigen und Machbaren“, heißt es in dem Bericht von Scientists for Future. Nach Berechnungen des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) ergibt sich ab 2021 ein Restbudget für Emissionen der EU27 von 20 Gigatonnen CO2, um die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen. Dies erfordert eine Reduktion der Emissionen von 80 % bis 2030. Diese Forderungen nach einer 80%-Reduktion bis 2030 und einer Begrenzung künftiger Gesamtemissionen der EU 27 auf 20 Gt CO2 ab 2021 seien zwar anspruchsvoll, aber aus wissenschaftlicher Sicht fachlich nachvollziehbar und aus dem Pariser Klimaabkommen abgeleitet. Die EU müsste spätestens im Jahre 2035 CO2-neutral sein.

In seinem Bericht hatte das IPCC „Global Warming of 1.5 ºC“ (SR15) für ein Basisdatum 1.1.2018 die Größe des CO2-Budgets berechnet, bei dessen Überschreitung die Erwärmung der Erde 1,5 Grad übersteigen würde. Das nach dem 1.1.2018 verbleibende globale Gesamtbudget beträgt laut IPCC 580 Gt CO2, um das 1,5-Grad-Ziel mit einer Wahrscheinlichkeit von mindestens 50 % zu erreichen und 420 Gt CO2, um es mit mindestens 67 % Wahrscheinlichkeit zu erreichen.

Der Anteil der EU an diesem globalen Budget wird im Klimaabkommen von Paris nicht festgeschrieben, die Grundprinzipien der Fairness und der gerechten Lastenteilung sind jedoch Bestandteil des Vertrages. Legt man Emissionsrechte nach Anteil an der Weltbevölkerung zugrunde (welche überdurchschnittlich stark emittierende Industrieregionen wie die EU weder stärker fordert noch stärker entlastet als andere Regionen), so liegt die Obergrenze der Emissionen für die EU27 (ohne Großbritannien) bei 5,9 % des globalen Budgets. Vom für die EU27 daraus abgeleiteten maximalen CO2-Emissionsbudget ab 2018 sind dann noch die Emissionen der Jahre 2018 – 2020 abzuziehen, um das ab 2021 verbleibende Restbudget zu berechnen. Die exakten Zahlen hierfür liegen noch nicht vor, betragen aber etwa 9 Gt CO2. Es verbleiben dann für die EU27 noch 25,2 Gt CO2, um die Temperaturgrenze mit 50% Wahrscheinlichkeit einzuhalten, und 15,7 Gt CO2, um sie mit 67% Wahrscheinlichkeit einzuhalten.

Scientists4Future

 

Filmpremiere „I am Greta“

Ein neuer Dokumentarfilm beleuchtet den faszinierenden Weg und Einsatz der schwedischen Klimaschützerin und Ikone der Fridays-for-Future-Bewegung Greta Thunberg. Für ihren Einsatz gegen die Klimakrise wurde die 17jährige bereits mit dem Menschenrechtspreis von "Amnesty International" sowie dem "Alternativen Nobelpreis" ausgezeichnet. Kürzlich wurde sie als jüngste Persönlichkeit überhaupt vom "Time Magazine" zur Person des Jahres gekürt.

Kinopremiere in Österreich ist am Donnerstag, 15.10.

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