Studie: Meeresboden in der Arktis mit Plastik verseucht
Circular Economy Package (Abfall), Wasser, Meere & Fischerei
WissenschafterInnen des Tiefsee-Observatoriums „Hausgarten” konnten nachweisen, dass die Verseuchung der Meeresböden in den letzten Jahren selbst in den entferntesten Gegenden signifikant zugenommen hat.Das deutsche Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung hat das Tiefsee-Observatorium „Hausgarten“ in der östlichen Fram Straße (Norwegen) eingerichtet, um erwartete Änderungen zwischen dem nördlichen Nordatlantik und dem zentralen Arktischen Ozean verfolgen zu können. Die WissenschafterInnen haben in den Jahren 2002, 2004, 2007, 2008 und 2011 mehr als 2.000 Fotos vom Meeresboden der Fram Straße genommen und konnten nachweisen, dass sich der Abfall am Meeresboden in dem Untersuchungszeitraum von 3.635 auf 7.710 Stück Abfall pro Quadratkilometer vermehrt hat. Der Großteil des Abfalls besteht aus Plastik.
„Fast 70 Prozent der von uns entdeckten Plastikreste waren auf irgendeine Weise mit Tiefsee-Organismen in Kontakt gekommen. Wir fanden zum Beispiel häufig Plastiktüten, die sich in Schwämmen verfangen hatten, ein Kartonstück, das von Seelilien bewachsen war, sowie eine Flasche, auf der sich ebenfalls eine Seelilie angesiedelt hatte“, erzählt Melanie Bergmann, Biologin und Tiefsee-Expertin am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft.
Kommen Schwämme oder andere Suspensionsfresser mit Plastik in Berührung, zieht dies vermutlich Verletzungen ihrer Körperoberfläche nach sich, sagt die Wissenschafterin. Die Bodenbewohner können in Folge weniger Nahrungspartikel aufnehmen, wachsen deshalb langsamer und vermehren sich vermutlich seltener. Auch die Atmung könnte behindert werden. Zudem enthält Plastik auch immer chemische Zusatzstoffe, die auf ganz unterschiedliche Weise toxisch wirken. „Aus anderen Untersuchungen weiß man, dass Plastiktüten, die auf den Meeresboden sinken, die Gas-Austauschprozesse an dieser Stelle verändern können. Der Sediment-Boden darunter wird dann zur sauerstoffarmen Zone, in der nur wenige Organismen überleben“, sagt Melanie Bergmann.
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung Pressemitteilung
Science for Environment Policy: Rising levels of plastic waste on Arctic seafloor a cause for concern