Studie: Österreich könnte sich zu 100 % mit Bio-Lebensmitteln versorgen

25. Mai 18

Eine hundertprozentige Versorgung Österreichs mit heimischen, biologisch hergestellten Lebensmitteln ist möglich. Das zeigt eine neue Studie des Zentrums für Globalen Wandel der BOKU Wien und des Forschungsinstituts für Biologischen Landbau (FiBL). Die Autoren errechnen darin die volkswirtschaftlichen Vorteile dieser Vision und erörtern die positiven Folgen für Gesundheit und Umwelt.

Die wesentliche Erkenntnis: Eine flächendeckende Umstellung auf biologische Landwirtschaft kann die Nahrungsmittelversorgung der gegenwärtigen österreichischen Bevölkerung sicherstellen. Nur eine der beiden Voraussetzungen gilt es dafür zu erfüllen: Entweder müssen die vermeidbaren Lebensmittelabfälle um 25 Prozent oder der Fleischkonsum um 10 Prozent reduziert werden. Schon heute ist Österreich eines der Vorreiterländer, was die Anzahl der Biobetriebe und die bewirtschaftete Biofläche betrifft. Der Anteil der Bioflächen an der landwirtschaftlichen Nutzfläche betrug im Jahr 2017 23,9 Prozent. Diese Flächen werden von mehr als 23.000 Biobetrieben bewirtschaftet.

Eine gänzliche Umstellung brächte nicht nur Vorteile aus Umweltsicht, sondern wäre auch aus volkswirtschaftlicher und aus gesamtgesellschaftlicher Sicht sinnvoll. Thomas Lindenthal, Studienautor und interimistischer Leiter des Zentrums für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit an der Universität für Bodenkultur: „Die Landwirtschaft ist derzeit mit einer Reihe an sehr großen ökologischen und sozialen Herausforderungen konfrontiert. Dazu zählen neben dem Klimawandel etwa die Bodenversiegelung, der Verlust der Biodiversität aber auch der Rückgang landwirtschaftlicher Betriebe vor dem Hintergrund eines internationalen Wettbewerbsdrucks. Eine Umstellung auf 100 Prozent Biolandbau in Österreich wäre hierauf eine wichtige und wirkungsvolle Antwort. Damit könnten bedeutsame Beiträge für die nachhaltige Entwicklung in Österreich sowie für die langfristige Ernährungssicherung in unserem Land geliefert werden.”

Mit einer Reduktion des hohen Fleischkonsums würden sich große Potenziale für die Bio-Landwirtschaft ergeben, so Studienautor Martin Schlatzer. In Österreich werden momentan für die Produktion von Kraftfuttermitteln wie Mais und Soja mehr als die Hälfte der Ackerflächen verwendet. Schlatzer: ”Österreich importiert außerdem jedes Jahr etwa eine halbe Millionen Tonnen Sojafuttermittel, zum größten Teil gentechnisch verändertes Soja aus Brasilien, Argentinien oder den USA. Diese große Importabhängigkeit könnte in einem biologischen sowie stark fleischreduzierten Szenario vermindert oder beendet werden.” Schlatzer weist weiters auf die positiven gesundheitlichen Effekte dieser Umstellung hin: “In Österreich ist der Fleischkonsum dreimal höher als empfohlen und für verbreitete schwere Gesundheitsprobleme verantwortlich.”

 

Studie zeigt: Bio kann Österreich ernähren