Tiefseebergbau zerstört die Artenvielfalt der Meere

Beim Tiefseebergbau geht es darum, Mineralvorkommen und Metalle aus dem Meeresboden des Ozeans zu entnehmen. Es gibt drei Arten des Abbaus: das Entfernen lagerstättenreicher polymetallischer Knollen vom Meeresboden, der Abbau massiver Sulfidvorkommen am Meeresboden und Ablösen von Kobaltkrusten vom Gestein.

Diese Knötchen, Ablagerungen und Krusten enthalten Materialien wie Nickel, seltene Erden, Kobalt und mehr, die für Batterien und andere Materialien zur Nutzung erneuerbarer Energien sowie für Alltagstechnologien wie Mobiltelefone und Computer benötigt werden. Sedimente, die bei Extraktions- und Bergbauprozessen entstehen, sind ein großes Problem. Nach der Gewinnung wertvoller Mineralien werden die verbleibenden Schlammsedimentreste oft zurück ins Meer gepumpt, was für nahrungsfilternde Arten wie Korallen und Schwämme schädlich sein kann. Tiefseebergbaubetriebe können außerdem giftige Chemikalien und Schwermetalle in das umgebende Wasser freisetzen, was langfristige Auswirkungen auf das Leben im Meer hat.

Abgesehen von seltenen Mineralien wurde der Abbau von Meeresbodenlebewesen wie bestimmten Bakterien und andere zu einer wertvollen Ressource für die  Pharmaindustrie. Im März 2022 wurde bekannt gegeben, dass sich ein Medikament gegen Krebs, das aus Bakterien von Tiefseebakterien gewonnen wird, in der Endphase klinischer Studien befindet. Es werden zur Zeit mehrere neue Medikamente aus der Tiefsee gegen Diabetes und Fettleibigkeit entwickelt.

Wissenschaftler:innen, Umweltorganisationen und politische Entscheidungsträger:innen warnen: Der Tiefseebergbau kann in naher Zukunft den Lebensraum vieler Meeresbewohner beeinträchtigen. Mehrere Organisationen, darunter der World Wide Fund for Nature (WWF), Oceancare, Deep Sea Conservation Coalition (DSCC), das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (UNCLOS) und das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD), stehen der Schädigung des Meeresökosystems unter Wasser äußerst kritisch gegenüber. Allerdings werden die durch den Abbau von Meeresbodenressourcen erzielten Gewinne kaum mit den sich entwickelnden Inselstaaten geteilt, unter deren Gerichtsbarkeit das Meeresgebiet fällt. Mehr als 700 Meereswissenschaftler:innen, Umweltschützer:innen und politische Entscheidungsträger:innen aus über 44 Ländern haben daher eine Erklärung abgegeben, um dem Tiefseebergbau Einhalt zu gebieten.

Tief unter dem Meer herrschen extreme Druckbedingungen, Kälte und Dunkelheit. Dennoch gedeiht dort das Leben und bis heute wurden fast 2.700 Arten entdeckt und viele weitere müssen noch identifiziert werden. Es ist die größte Biosphäre unseres Planeten und Heimat einer unermesslichen Artenvielfalt. 

Mit der Privatisierung und Kommerzialisierung aller natürlichen Ressourcen in der heutigen neoliberalen Zeit haben kommerzielle Aktivitäten, die auf die Artenvielfalt des Meeresbodens abzielen, zugenommen. Daher ist es äußerst wichtig, den Tiefseebergbau sofort zu stoppen und das Meeresökosystem vor unwiederbringlicher Zerstörung zu schützen.

Von Dr.in Soma Marla,  Principal Scientist, National Bureau of  Plant Genetic Resources, New Delhi


Gemeinsame Erklärung der 44 Länder

Countercurrents.org Environmental Protection