Umweltbundesamt: Plastik und Mikroplastik in Österreichs Böden
Im Auftrag des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML) wurde unter der Leitung des Umweltbundesamtes im Rahmen einer Kooperation von Bund und Bundesländern das Projekt PLASBo „Harmonisierte Methoden für Plastik und Mikroplastik in Böden“ ins Leben gerufen. PLASBo wurde in Zusammenarbeit mit der Agentur für Ernährungssicherheit (AGES), der Universität für Bodenkultur (BOKU) und allen neun Landesbehörden durchgeführt. Vielfalt war ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl der untersuchten Böden. Insgesamt wurden 113 Standorte unterschiedlichster Nutzungsarten gewählt und in neun Kategorien eingeteilt, von Äckern hin zu Sonderflächen. Rund Dreiviertel der Böden fallen unter die landwirtschaftliche Nutzung. Jedes Bundesland war für die Auswahl geeigneter Standorte, sowie die Probenahme verantwortlich. Durch die regionalen Unterschiede wurden von jedem Bundesland unterschiedliche Boden-Kategorien gewählt, daher ist ein Vergleich der Ergebnisse zwischen einzelnen Bundesländern nicht möglich. PLASBo liefert jedoch einen ersten umfassenden Einblick zur aktuellen Situation Österreichs Böden.
Verunreinigte Böden
Aus den Ergebnissen von PLASBo geht eindeutig hervor, dass in nahezu allen Bodenproben Kunststoffe gefunden wurden. Das in die Umwelt geratene Plastik wird durch natürliche Prozesse immer weiter zerkleinert, sodass es zu Mikroplastik wird. Untersucht wurden Mikroplastik-Partikel unterschiedlicher Größe, von 50 µm bis 5 mm. Größere Partikel wurden durch die AGES, kleinere Partikel durch das Umweltbundesamt im Labor analysiert. Die Auswertung der 113 Standorte ergab, dass starke Verunreinigungen durch organische Dünger, Kunststoffe in der Landwirtschaft, Verkehr und Gewerbebetriebe entstehen. Auf landwirtschaftlichen Flächen hängt das Ausmaß der Verunreinigung stark von der Art der Bewirtschaftung und damit vom Einsatz von Klärschlamm, Kompost und anderen Wirtschaftsdüngern ab. PLASBo-Analysen zeigen, dass besonders kleine Mikroplastik-Partikel erst im Labor nachgewiesen werden können.
Nachgewiesene Kunststoffe
Das Umweltbundesamt hat in seinem Labor unterschiedlichste Kunststoffe nachgewiesen. Auffällig dabei ist das relativ hohe Vorkommen von Polyurethan und Polystyrol im Vergleich zu ihrer Produktionsmenge. Polyurethan kommt beispielsweise in Textilien und Baustoffen zum Einsatz. Polystyrol findet im Alltag oftmals Verwendung als Verpackungsmaterial und Dämmung. Eine mögliche Erklärung für das Aufkommen in Ackerböden ist die Nutzung von Klärschlamm. Durch sämtliche menschengemachte Aktivitäten, beispielsweise Wäsche waschen, gelangen Mikroplastik-Partikel in Klärschlamm. Wird er auf landwirtschaftlichen Flächen genutzt, gelangen Plastik-Partikel in den Boden. Auf Böden, die für Freizeitaktivitäten genutzt werden, können erhöhte Mengen von Polystyrol und PET nachgewiesen werden, das beispielsweise aus Lebensmittel- und Getränkeverpackungen stammt.
Mikroplastik kann von Lebewesen aufgenommen werden und in ihren Organismen Schaden anrichten. Durch die Nahrungskette kann Mikroplastik vom Boden, über Pflanzen, in Nutztiere und weiter bis zum Menschen gelangen. Mikroplastik verändert auch die Beschaffenheit von Böden, was unter anderem Auswirkungen auf den Wasserhaushalt hat. Die Ergebnisse des PLASBo Projektes sind eine wertvolle Grundlage, um mögliche Maßnahmen zur Verringerung und Vermeidung des Eintrags von Plastik in die Umwelt abzuleiten.