Umweltbundesamt: Veröffentlichung der Treibhausgas-Bilanz Österreichs für das Jahr 2021

Nach dem Rückgang der Emissionen im Pandemiejahr 2020 kam es im Jahr 2021 in vielen Sektoren wieder zu deutlichen Zuwächsen. Die wesentlichen Einflussfaktoren für die Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen sind das Bruttoinlandsprodukt, die Heizgradtage und das Bevölkerungswachstum. Während das Bruttoinlandsprodukt um rund 4,6 % gestiegen ist, lag die Zahl der Heizgradtage aufgrund der kühlen Witterung über dem langfristigen Mittel. Das Bevölkerungswachstum hingegen lag um 0,4  unter dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre.

Anstieg der Emissionen in den Bereichen Energie und Industrie, Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft

Die Treibhausgas-Bilanz des Umweltbundesamtes zeigt den größten Anstieg im Gebäudesektor durch die vermehrten Heizgradtage (plus 12,5%) und den verstärkten Einsatz von Erdgas und Heizöl. Die Emissionen im Sektor Energie und Industrie (ohne Emissionshandelsbereich) sind durch eine gesteigerte Produktion und den vermehrten Einsatz von fossilen Energieträgern um 6,9 % gestiegen. Im Verkehrssektor sorgten eine höhere Fahrleistung und der preisbedingte Kraftstoffexport für ein Plus von 4,2 % und in der Landwirtschaft stiegen mit der Rinderzahl und dem Einsatz von Mineraldünger ebenfalls die Treibhausgas-Emissionen um 0,1 %. Im Sektor Abfallwirtschaft mit minus 0,8 % und bei den F-Gasen mit minus 13,9% setzen sich die abnehmenden Trends der letzten Jahre fort. Insgesamt ergibt sich für die Emissionen, die im nationalen Klimaschutzgesetz geregelt sind, ein Anstieg um circa 4,2 % bzw. rund 1,9 Mio. Tonnen.

Rückgang der Emissionen im Jahr 2022, EU Effort-Sharing im Jahr 2030 und Klimaneutralität im Jahr 2040

Die erste Schätzung des Umweltbundesamts für das Jahr 2022 geht von einem Rückgang der Emissionen um circa 5% aus. Die Ursachen sind in erster Linie die Energiekrise und der damit verbundene Rückgang von Diesel- und Erdgasverbrauch. Um die europäischen Ziele der EU Effort-Sharing-Entscheidung bis 2030 zu erreichen, braucht es aber eine Trendumkehr - vor allem dann, wenn es gilt, die ambitionierteren Ziele des Fit-for-55 Pakets (-48 % für Österreich) zu erreichen. Für die Klimaneutralität Österreichs im Jahr 2040 sind weitreichende Transformationsschritte vor allem zur Reduktion des Gesamtenergieeinsatzes sowie zum Ersatz fossiler durch erneuerbare Energie erforderlich.

Reaktionen der Umweltschutzorganisationen WWF und Greenpeace

Der WWF fordert Reformen. Anlässlich der am Montag veröffentlichten Treibhausgas-Zahlen fordert der WWF Österreich den Beschluss eines großen Klima- und Naturschutz-Programms. Um CO2-Emissionen systematisch und dauerhaft zu reduzieren, braucht es grundlegende Reformen in allen Bereichen vom Energiesparen bis zum besseren Schutz wertvoller Natur. Besonders dringend sind ein großes Energiespar-Programm, ein starkes Klimaschutzgesetz und Sofortmaßnahmen im langjährigen Problemfeld Verkehr, darunter niedrigere Tempolimits, die Verbesserung des öffentlichen Verkehrs und der Radwege. Zudem muss die Politik umweltschädliche Subventionen von bis zu sechs Milliarden Euro abbauen und Erneuerbare Energie wie die Photovoltaik naturverträglich ausbauen. Parallel dazu müssen Bund und Länder den viel zu hohen Bodenverbrauch eindämmen.

Auch Greenpeace reagiert auf die vom Umweltbundesamt veröffentliche Treibhausgasbilanz. Die Umweltschutzorganisation warnt vor einem Anstieg der klimaschädlichen Emissionen. Nach dem Covid-bedingten Rückgang im Jahr 2020 sind diese jetzt um rund 4,9 Prozent in die Höhe geschnellt. Damit ist Österreich noch weit entfernt vom Ziel, bis 2040 klimaneutral zu sein. Die Bundesregierung muss das längst überfällige Klimaschutzgesetz umsetzen. Auch muss heuer ein ambitionierter nationaler Energie- und Klimaplan (NEKP) vorgelegt werden, der zeigt mit welchen Maßnahmen die österreichische Regierung das von der EU vereinbarte Emissionsreduktionsziel von minus 48 Prozent bis 2030 erreichen will.

Es braucht einen klaren Fahrplan in Richtung Klimaneutralität 2040. Dazu zählt insbesondere eine verpflichtende Emissionsreduktion pro Jahr.


Umweltbundesamt: Treibhausgas-Bilanz Österreichs 2021

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