Umweltdachverband fordert mehr Kreislaufwirtschaft

13. April 18

Von einer durchgehenden Kreislaufwirtschaft ist man hierzulande noch weit entfernt. Zwar ist Österreich beim Abfallrecycling traditionell gut unterwegs, abseits davon "ist Kreislauffähigkeit alles andere als Mainstream", sagte Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbands zur APA. "Die Realität ist leider, dass die profitabelsten Geschäftsmodelle immer noch auf einer Wegwerfmentalität basieren."

Für eine ernst gemeinte Kreislaufführung müsse das lineare Wirtschaftssystem modernisiert werden. Maier ortet aber ein Umdenken, das Interesse nehme zu. "Ich glaube schon, dass sich einiges tun wird, da die Kreislaufwirtschaft im Regierungsprogramm als eines von sechs großen Umweltzielen relativ prominent verankert ist."

Demnach soll es "nationale und internationale Maßnahmen zur Schaffung einer Kreislaufwirtschaft" geben. Seitens der EU sei das Engagement jedenfalls groß und immer mehr EU-Länder hätten Strategien, die gezielt auf Stärken der nationalen Wirtschaft aufbauen. Besonders die Niederlande, Schottland, Finnland, Slowenien oder Flandern würden versuchen, das Konzept in die Breite der Gesellschaft zu tragen.

Österreich sei zwar im Bereich der Abfallwirtschaft weltweit angesehen, "das alleine macht aber noch keine Kreislaufwirtschaft aus", so Maier. Statt nur auf die Wiederverwertung zu setzen, müssten auch Ressourcen geschont und Produkte länger verwendet werden. "Kreislaufwirtschaft muss beim Produktdesign anfangen." Auch das Reparieren spiele eine wichtige Rolle. So hat Schweden 2016 etwa beschlossen, die Mehrwertsteuer auf Reparaturen von Fahrrädern, Kleidung oder Schuhen um die Hälfte zu senken. "Eine Mehrwertsteuer-Senkung auf Reparaturdienstleistungen wäre für Österreich ein wunderbares Signal zum Einstieg in die Kreislaufwirtschaft", sagte Maier.

Die Kreislaufführung in der Wirtschaft würde nicht nur den Ressourcenverbrauch deutlich senken, sondern auch regionale Arbeitsplätze schaffen - vor allem im Dienstleistungssektor. Vorbildlich sei hier beispielsweise RepaNet, "die mit ihrer Arbeit Arbeitsplätze für Menschen mit Problemen am Arbeitsmarkt schaffen und leistbare langlebige Qualitätsprodukte für sozial Schwache bereitstellen".

Eine große Herausforderung sei jedenfalls die Kunststoff- und Verpackungsindustrie. Hier bringt der boomende Onlinehandel weitere Hürden: Während beim herkömmlichen Einkauf der Verzicht aufs Plastiksackerl im Trend liegt, kommen online bestellte Dinge oft dreifach verpackt zu Hause an. "Das Verpackungsmaterial steigt deutlich an", weist auch Josef Plank, Generalsekretär im Nachhaltigkeitsministerium, auf das Problem hin. Die Plastikstrategie der EU-Kommission für 2030 werde da aber helfen, so Plank zur APA.

Aufholbedarf gebe es auch im Baubereich. "Die meisten Abrissprodukte landen entweder noch auf der Deponie oder werden als Füllmaterialien verwendet, werden aber nicht wirklich im Kreislauf geführt", so Maier. Ebenso an der Nase nehmen müsse sich die Textilindustrie, die Nutzungsdauer sei viel zu kurz und Recycling häufig nicht möglich. "Der Export gebrauchter Kleider in Entwicklungsländer führt zum Kollaps der dortigen Märkte."

Punkto Digitalisierung und Elektroschrott müsste in der Informations- und Kommunikations-Technologie auf eine höhere Lebensdauer und Austauschbarkeit geachtet werden. "Positives Beispiel für den Bereich ist Fairphone, welches mit der modularen Bauweise in Richtung Kreislauf geht."

Konsumenten selbst könnten ihrerseits auf "Nutzen statt besitzen" setzen und Verträge abschließen, die Reparaturen und Upgrades beinhalten. Maier schlägt auch Leihbörsen für hochwertige Kleidung, Carsharing oder den Griff zu aufgearbeiteten Möbeln vor. Der Weg zur Kreislaufwirtschaft sei jedenfalls noch lang. "Aber auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt", so Maier.


Salzburger Nachrichten