Unterstützung der Energiewende auf dem Westbalkan

23. Juli 20

In der Vergangenheit sind beträchtliche Summen an finanzieller Hilfe von der EU in die Region Weltbalkan geflossen; und neue, größere Summen sind Teil der Reaktion der EU auf die COVID-19-Krise. Auch ihr langfristiger Wiederaufbauplan zielt auf den Westbalkan ab. Es ist wichtig, dass diese Mittel für eine nachhaltige Entwicklung verwendet werden; vorzugsweise zur Unterstützung der Energiewende in der Region, fordert die Entwicklungs- und Umweltorganisation German Watch.

Langfristige Stabilität und Wohlstand in den Ländern des Westbalkans seien eng mit dem Schicksal der EU verbunden, so German Watch. Eine positive Entwicklung in der Region und die Aufrechterhaltung guter Beziehungen lägen im strategischen Interesse der EU. Geopolitische Interessen stünden einander auf dem Westbalkan weiterhin gegenüber: China konkurriere zunehmend mit den von der EU angebotenen Ideen internationaler Solidarität und Zusammenarbeit, wie während der COVID-19-Pandemie und der darauffolgenden Wirtschaftskrise.

Die neue Dynamik der kürzlich ausgeweiteten finanziellen Unterstützung sollte der Ausgangspunkt für eine ernsthaftere Zusammenarbeit für eine Energiewende mit dem Westbalkan sein. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Hälfte dieses Jahres sollte sich darauf konzentrieren, Energiewendepartnerschaften umzusetzen. Energiesysteme spielen eine Schlüsselrolle für den wirtschaftlichen Wohlstand und könnten eine treibende Kraft für mehr Zusammenarbeit und Sicherheit in der Region sein. Der Übergang zu nachhaltigen Erneuerbaren Energien ist ein wichtiger weltweiter Trend. Er ist neben dem drängenden Thema der Dekarbonisierung ein entscheidender Bestandteil der Überlegungen der meisten Länder in Bezug auf wirtschaftliche Entwicklung und Energiesicherheit.

Die EU hat öffentlich erklärt, dass ihr außenpolitisches Handeln gänzlich auf ihre Klimaziele ausgerichtet sein sollte. Aus diesem Grund wird im Rahmen des Europäischen Green Deals eine Grüne Agenda für den Westbalkan entwickelt. In einigen Westbalkan-Ländern gibt es noch immer Pläne, in die Kohleverstromung zu investieren: Insgesamt 12 Kohlekraftwerke befinden sich derzeit in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Da die Beitrittsperspektive der Länder wieder zu einer politischen Priorität wird und sich die fortschreitende Klimaambition der EU festigt, drohen Kohlekraftwerke zu "Stranded Assets" zu werden – vor allem angesichts des geplanten Kohlenstoffdioxid-Grenzausgleichsystems zur Vermeidung der Verlagerung von CO2-Emissionen außerhalb der EU und der selbst auferlegten Verpflichtung der EU, den Ländern des Westbalkans eine europäische Perspektive zu bieten. Studien belegen, dass die Potenziale für Erneuerbare Energiequellen und Energieeffizienzmaßnahmen auf dem Westbalkan beträchtlich sind. Gleichzeitig können aus einer erfolgreichen Energiewende vielfältige gesellschaftliche und wirtschaftliche Vorteile gezogen werden.

German Watch Policy Brief