Verbände fordern Klarstellung von der EU-Kommission zu Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung

Im vergangenen Monat wurde im EU-Parlament Einspruch gegen einen europäischen Rechtsakt zur Änderung der EU-Tierarzneimittelverordnung erhoben. Dieser Einspruch sieht vor, Menschen wichtigste Antibiotika (von der Weltgesundheitsorganisation WHO definiert als „critically important antimicrobials highest priority“, kurz: CIA HP) zunächst grundsätzlich dem Menschen vorzubehalten. Acht Organisationen aus Humanmedizin, Umwelt- und Tierschutz forderten in einem gemeinsamen Brief an das Europäische Parlament, dass Antibiotika, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO als Wirkstoffe mit höchster Priorität für Menschen eingestuft werden, allein in der Humanmedizin eingesetzt werden.

Über eine Änderung der EU-Tierarzneimittelverordnung, welche durch den Rechtsakt ausgestaltet werden soll, soll auch eine Einzeltierbehandlung ermöglicht werden. Dies könnte zur Folge haben, dass die CIA HP nicht mehr massenhaft in der Gruppenbehandlung von Tieren eingesetzt werden dürften, wie es vor allem in der industriellen Tierhaltung betrieben wird. Dadurch könnte die Bedrohung durch Antibiotikaresistenzen entschieden eingedämmt werden. Gleichzeitig wäre sichergestellt, dass insbesondere Haustiere noch mit diesen Antibiotika behandelt werden können.

Ob ein erfolgreicher Einspruch tatsächlich dazu führen würde, dass im Endeffekt nur Lebensmittel liefernde Tiere von den Änderungen im Rechtsakt und der zugrundeliegenden Verordnung betroffen wären (und dies auch nur im Hinblick auf die Gruppenbehandlung), wird aktuell kontrovers diskutiert. Mehrere Verbände wie die deutsche Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch sehen dahingehend zwar keinen grundsätzlichen Anlass zur Sorge, ersuchen nun aber die EU-Kommission in einem gemeinsamen Brief - noch im Vorfeld einer weiteren parlamentarischen Abstimmung zum Einspruch Anfang September - um eine schnellstmögliche Klarstellung der Faktenlage.
 

Germanwatch: Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung: Verbände fordern Klarstellung von der EU-Kommission