Verschärftes Klimaziel der EU ermöglicht vorzeitiges Aus für Kohle

26. März 21

Die Analyse „Auswirkungen einer Verschärfung der europäischen Klimaziele auf den deutschen Strommarkt“ des Energiewirtschaftlichen Instituts (EWI) an der Universität Köln zeigt die Auswirkungen der Klimazielverschärfung auf den Kraftwerkspark, die Stromerzeugung, die Großhandelsstrompreise und das sektorale Klimaziel der Energiewirtschaft in Deutschland im Jahr 2030.

Demnach könnte der deutsche Kohleausstieg marktgetrieben beschleunigt werden. Während die Steinkohleverstromung bereits bis zum Jahr 2030 weitgehend zum Erliegen kommen könnte, wird auch die Braunkohleverstromung nach 2030 wohl nur noch eine untergeordnete Rolle im deutschen Strommix spielen. Der Rückgang der Erzeugung aus Kohlekraftwerken führt zu einem deutlichen Rückgang der Treibhausgasemissionen. Demnach würde mit der Verschärfung des Klimaziels der EU das sektorale Klimaziel 2030 des deutschen Energiesektors mit 156 Mio. tCO2-Äquivalent (Äq) deutlich unterschritten. Statt der bisher geplanten Reduktion von 40 Prozent soll in der Europäischen Union ein Minus von 55 Prozent für das Jahr 2030 gegenüber dem Jahr 1990 erreicht werden.

Steigende CO2-Preise machen Gaskraftwerke wettbewerbsfähiger

Die Analyse basiert auf zwei Szenarien. Auf Basis einer modellbasierten Abbildung des europäischen Emissionshandels werden mögliche Preisentwicklungen für Kohlenstoffdioxid berechnet. Mit dem ursprünglichen Klimaziel würde der CO2-Preis im europäischen Emissionshandel auf 73 €/tCO2-Äq im Jahr 2038 steigen. Hingegen könnten mit dem verschärften Klimaziel der Preis im gleichen Zeitraum auf 85 €/tCO2-Äq steigen. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 lag der durchschnittliche Preis bei ca. 25 €/tCO2-Äq.

Die steigenden Preise für Emissionszertifikate erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit von Gaskraftwerken gegenüber den verbleibenden Kohlekraftwerken, deren Betrieb durch den höheren CO2-Preis weniger rentabel wird. In der Modellrechnung ergibt sich folglich in den kommenden Jahren in Deutschland ein stärkerer Zubau von effizienten Gas-und-Dampf-Kombikraftwerken (GuD-Kraftwerken) von derzeit 24 GW auf bis zu 35 GW im Jahr 2038. Der Rückgang der Stromerzeugung aus Kohle wird neben Gaskraftwerken durch einen angenommen ambitionierten Ausbau der Windenergie und Photovoltaik auf 242 GW (2019: 104 GW) im Jahr 2030 kompensiert.

„Das verschärfte Klimaziel der EU könnte marktgetrieben zu einem schnelleren Rückgang der Kohleverstromung führen“, erklärt Max Gierkink, Manager am EWI, der die Analyse zusammen mit Michael Wiedmann, Konstantin Gruber und Martin Hintermayer erstellt hat. „Dadurch könnte die Stromerzeugung aus Kohle bereits vor dem geplanten Ausstieg im Jahr 2038 fast vollständig aus dem Markt gedrängt werden.“

Deutliche Unterschreitung des sektoralen Klimaziels

Der Rückgang der Stromerzeugung durch Stein- und Braunkohlekraftwerke führt speziell im Szenario mit Klimazielverschärfung zu einem deutlichen Rückgang der Emission von Treibhausgasen. Der beschleunigte Rückgang der Kohleverstromung wird jedoch teilweise durch einen Anstieg der Gasverstromung und den damit verbundenen Emissionen kompensiert. In der Modellrechnung wird das deutsche sektorale Klimaziel des Energiesektors von 175 Mio. tCO2-Äq im Jahr 2030 mit 156 Mio. tCO2-Äq deutlich unterschritten.


EWI/Uni Köln: Verschärftes Klimaziel der EU: Vorzeitiges Aus für die Kohle?

EWI/Uni Köln: Studie (pdf)