Vielfältige Bio-Betriebe kamen besser durch die Corona-Krise

29. Okt 20

Anhand von Case Studies zeigt ein neuer Bericht der Umweltorganisationen ARCHE NOAH und Greenpeace, warum österreichische Bio-Betriebe besser als viele konventionelle Betriebe durch die Corona- und Wirtschaftskrise gekommen sind. Zukunftstauglich und krisensicher macht die Bio-Betriebe etwa ihre vielfältige Wirtschaftsweise: Sowohl die Kulturpflanzen- und Sortenvielfalt im Anbau als auch eine Vielfalt von Betriebszweigen und Absatzwegen ermöglichen Flexibilität auch während der Coronakrise. Aber auch die geringe Abhängigkeit von global gehandelten Pestiziden, Futter- und Düngemitteln - deren Vertrieb seit Beginn der Krise teilweise eingeschränkt war - kommt den Betrieben zugute.

Case Studies zeigt in dem Report “Mit vielfältiger Landwirtschaft sicher durch die Krise - Warum die Corona-Krise vielfältigen Bio-Betrieben nichts anhaben konnte” drei Vorzeigebetriebe - Biohof Schmidt, Lerchenhof und Biosain - die dank vielfältiger, biologischer Landwirtschaft und starker lokaler Verankerung bislang besonders gut die Corona- und Wirtschaftskrise überstanden haben. Besonders krisensicher machte die Betriebe ihre vielfältige Wirtschaftsweise: Alle setzen auf eine hohe Vielfalt an Sorten und Arten im Anbau. Der Lerchenhof etwa produziert rund 150 verschiedene Gemüsesorten auf nur einem halben Hektar. Biosain baut allein 150 verschiedene Paradeisersorten an.

Zudem kamen die vielfältigen Absatz- und Betriebswege, etwa über Direktvermarktung, solidarische Landwirtschaft und Gastronomie den Betrieben in der Corona-Krise zugute. So setzt der Betrieb Biosain etwa auf eine gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft. 80 Familien erhalten wöchentlich für die gesamte Saison eine Gemüsekiste. Auch der Biohof Schmidt kam aufgrund verschiedener Vertriebswege - Hofladen, Foodcoops, Zusammenarbeit mit Unternehmen wie Sonnentor - gut durch die Krise.

Darüber hinaus gab die geringe Abhängigkeit von global gehandelten Agrargütern wie Futtermitteln und Pestiziden sowie der Einsatz innovativer ressourcenschonender Methoden - wie etwa Gemüseanbau mittels Etagenkultur - den Betrieben in der Krise Rückhalt. Die zukunftsgerichtete Wirtschaftsweise bringt auch eine langfristige Krisenfestigkeit mit: Während es in weiten Teilen der Landwirtschaft zu Bodenerosion und Überdüngung kommt, etwa durch intensiven Maisanbau für Futtermittel, ist die vielfältige Biolandwirtschaft bodenschonend. “Eine vielfältige Biolandwirtschaft ist anpassungsfähiger an Umweltveränderungen und sie stellt sich der Klimakrise erfolgreich entgegen”, resümieren die Vertreterinnen von Greenpeace und ARCHE NOAH.

 

Vielfalt in der Bio-Landwirtschaft

“Vielfalt in der Landwirtschaft leistet einen enormen Beitrag zum Stopp der Biodiversitätskrise, vielfältig wirtschaftende Betriebe sind widerstandsfähiger gegen ökonomische und ökologische Schocks“, erklärt Dagmar Urban, politische Referentin bei ARCHE NOAH. „Vielfalt in den Gärten und Feldern, mit samenfesten Sorten und biologischer Wirtschaftsweise macht unabhängig von Saatgut- und Agrochemie-Konzernen. Starke ökologische und lokale Kreisläufe und Partnerschaften tragen zu unserer Ernährungssicherheit auch in Krisenzeiten bei.“

Greenpeace und ARCHE NOAH forderten anlässlich der Verhandlungen über die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger und Umweltministerin Leonore Gewessler, Österreichs Landwirtschaft fit für die Anforderungen von morgen zu gestalten. Die Regierung müsse die Diversität in der Landwirtschaft in der österreichischen Biodiversitätsstrategie verankern und bei den Agrarförderungen eine Wende zu mehr Vielfalt einleiten, so Urban. Künftig sollen Agrarförderungen stärker an eine vielfältige, umweltfreundliche, moderne Wirtschaftsweise geknüpft werden.

“Die Corona-Krise hat bei uns auch ein neues Bewusstsein für den Wert von regionalen, umweltfreundlichen und vielfältigen Lebensmitteln geschaffen. Landwirtschaftsministerin Köstinger und Umweltministerin Gewessler müssen jetzt die richtigen Schlüsse aus der Krise ziehen und dafür sorgen, dass die Agrarfördermilliarden in Zukunft vor allem umweltfreundlichen, vielfältigen Betrieben zugute kommen und nicht weiterhin eintönigen Monokulturen”, ergänzt Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace in Österreich.

 

Greenpeace/ARCHE NOAH-Report: Vielfältige Bio-Betriebe kamen besser durch die Corona-Krise