Weltklimarat warnt vor eskalierender Klimakrise

Die rasante Erderhitzung führe immer häufiger zu Klimakatastrophen, prognostiziert der Weltklimarat (IPCC) im ersten Teil des 6. Sachstandsberichts (AR6 WG1), der in der Vorwoche vorgestellt wurde. Der Hauptteiber der Klimakreise sei zweifellos die Menschheit. So sei der Fingerabdruck des Klimawandels bei mehr und heftigeren Wetterextremen immer sicherer nachweisbar. In der Zukunft werden, so die Prognose des IPCC, Extremwetterereignisse wie Starkregen noch heftiger und noch häufiger auftreten. Auch der Anteil sehr starker tropischer Wirbelstürme (Hurrikans der höchsten Stufen 4 und 5) werde sich weiter erhöhen.

Der IPCC-Report legt dar, dass es mittlerweile möglich ist, den Einfluss des Menschen auch bei der Entstehung extremer Wetterereignisse mit größerer Genauigkeit und Gewissheit als je zuvor zu bestimmen. Der „Fingerabdruck“ des Klimawandels bei heftigeren und/oder häufigeren Wetterextremen sei immer eindeutiger nachweisbar, etwa für Hitzewellen, heftige tropische Wirbelstürme, veränderte Regenmuster und Dürren. Da sie immer häufiger als Mehrfachkatastrophen auftreten, erschweren sie in betroffenen Regionen den Wiederaufbau dramatisch.

Der IPCC-Bericht macht deutlich, dass die Auswirkungen der Klimakrise bereits heute schwerwiegend und für viele Jahrhunderte irreversibel sind, und dass nicht mehr vermeidbare Emissionen weitere Verschlimmerungen nach sich ziehen werden. Außerdem würden ohne massive und zügige Reduktion der CO2- und Methan-Emissionen noch katastrophalere Folgen drohen.

Germanwatch: Klimapolitik prägt Planeten für Jahrtausende

„Der Bericht zeigt so umfassend und klar wie nie zuvor, dass sich das Fenster zum Einhalten des 1,5-Grad-Limits schnell schließt“, kommentiert Rixa Schwarz, Leiterin des Teams Internationale Klimapolitik bei Germanwatch, den Bericht. „Die Instrumente, um das 1,5 Grad-Limit noch einzuhalten, sind verfügbar. Wenn jedoch die globalen Emissionen nicht in den nächsten Jahren zügig und nachhaltig sinken, werden wir das Limit reißen. Es muss gelingen, die globalen Emissionen in den kommenden zehn Jahren nahezu um die Hälfte zu reduzieren.“

Der Ausstoß der Treibhausgase muss weltweit bis Mitte des Jahrhunderts auf nahezu Null reduziert und der Rest ausgeglichen werden. Danach müssen in den meisten Szenarien der Klimawissenschaft sogar Emissionen aus der Atmosphäre entfernt werden. „Die weltweiten Entscheidungen dieser Dekade werden diesen Planeten für Jahrtausende prägen“, betont Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch.

Darüber hinaus habe sich der Anstieg des Meeresspiegels bereits deutlich beschleunigt. „Die Klimakrise ist schon jetzt für immer mehr Menschen und Regionen sehr gefährlich. Aus dem IPCC-Bericht lässt sich folgern, welch hohe Priorität ein entschiedenes Handeln für Klimaschutz und -anpassung für heutige Regierungen haben sollte“, sagt Manfred Treber, Klimawissenschaftsexperte bei Germanwatch.

WWF zum Bericht des Weltklimarates: Alarmierender Notruf der Klimawissenschaft

Der World Wildlife Fund (WWF) Österreich sieht im neuen Bericht des Weltklimarates (IPCC) einen „alarmierenden Notruf der Klimawissenschaft“. Der Report sei ein weiterer Beweis dafür, dass die menschengemachte Klimakrise rasant voranschreitet, so der WWF.

„Jede zusätzliche Erhitzung vergrößert die Intensität und Häufigkeit von Klimakatastrophen und gefährdet damit das Überleben vieler Menschen und Tierarten. Daher muss die Politik rasch handeln, bevor es zu spät ist”, sagt Lisa Plattner, Expertin für internationale Klimapolitik beim WWF Österreich, mit Bezug auf den IPCC-Bericht. „Wir haben nur mehr sehr wenig Zeit, die Erderhitzung einzudämmen, aber es ist noch möglich.” Ein weiteres politisches Scheitern hätte fatale Folgen: „Das würde zu einer Erhitzung von drei bis sechs Grad Celsius führen. Verheerende Dürren und Feuer, wie wir sie jetzt schon in Ausnahmejahren sehen, werden dann zum Normalfall. Viele Naturkatastrophen würden noch extremer ausfallen“, warnt Plattner.

Folglich fordert der WWF von der Politik einen Klima-Rettungsplan mit ganzheitlichem Ansatz: „Österreich muss sich auf der EU-Ebene für eine Klimaneutralität bis 2040 statt 2050 einsetzen und dieses Ziel auch in der Heimat rasch mit Leben erfüllen. Das erfordert naturverträgliche Klimaschutzmaßnahmen in allen Bereichen“, betont Lisa Plattner. Konkret braucht es dafür laut dem WWF eine ökologisch und sozial gerechte Steuerreform, die Streichung umweltschädlicher Subventionen, eine umfassende Mobilitäts- und Ernährungswende, einen konsequenten Schutz der Natur und den naturverträglichen Ausbau von Erneuerbaren Energien.

Seit dem Beginn der Industrialisierung ist es in Österreich um rund zwei Grad Celsius wärmer geworden. Nach einer Einschätzung des Zentralinstituts für Meteorologie und Geodynamik könnte die Erwärmung bis zum Jahr 2100 bei mindestens fünf Grad liegen.

Greenpeace zu Alarm des Weltklimarats: Klimakrise eskaliert und droht Planeten zu zerstören

Germanwatch: Alarmierender Bericht des Weltklimarats IPCC: Klimakrise muss schnell und entschieden eingedämmt werden