WHO veröffentlicht neue globale Luftqualitätsrichtlinien

 

Mit der Aktualisierung der Luftqualitätsrichtlinien hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die erste derartige Aktualisierung seit 2005 veröffentlicht. Diese enthalten die Schwellenwerte und Grenzwerte für die wichtigsten gesundheitsgefährdenden Schadstoffe.

Die Richtlinien bieten Leitlinien für Gesetze sowie eine Orientierung zur Eindämmung der Luftverschmutzung und zur Verringerung der Belastung für die menschliche Gesundheit, welche sich weltweit aus der Exposition gegenüber giftiger Luft ergibt. Die Hauptschadstoffe der Richtlinie sind Feinstaub (PM2,5 und PM10), Ozon (O3), Stickstoffdioxid (NO2), Schwefeldioxid (SO2) und Kohlenmonoxid (CO).

Das European Environmental Bureau (EEB) begrüßt die neuen Richtlinien, die dazu beitragen sollen, die menschliche Gesundheit, die Umwelt und das Klima vor gefährlichen Luftschadstoffen zu schützen. Das wissenschaftliche Verständnis über die kurz- und langfristigen schädlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die menschliche Gesundheit habe sich seit 2005 deutlich weiterentwickelt, erklärt das EEB auf seiner Website.

EEB: Luftqualitätsrichtlinien der WHO sind Weckruf

„Die neuen Luftqualitätsrichtlinien der WHO sind ein Weckruf: Es ist an der Zeit, die EU-Luftqualitätsstandards zu verschärfen und sie auf mehr Schadstoffe auszuweiten. Luftverschmutzung schadet uns allen, und die Reduzierung schädlicher Emissionen aus allen Sektoren sollte eine Priorität in der gesamten EU-Politik sein – oder die Bürger zahlen am Ende die Rechnung mit ihrer eigenen Gesundheit“, betont Emilia Samuelsson, EEB Policy Officer für Luftqualität und Lärm.

Strengere Grenzwerte für die Luftverschmutzung durch Stickstoffdioxid und Feinstaub seien besonders wichtig, da mit diesen Schadstoffen erhebliche Gesundheitsrisiken verbunden sind. Die NO2-Exposition wird mit Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen in Verbindung gebracht, zudem trägt der Schadstoff zur Bildung von Ozon und Feinstaub bei. Feinstaub betrifft den Menschen mehr als jeder andere Schadstoff und wird mit Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen sowie Auswirkungen auf die Entwicklung des Nervensystems bei Kindern in Verbindung gebracht.

„Saubere Luft ist ein grundlegendes Menschenrecht: Es gibt kein sicheres Maß an Luftverschmutzung. Wir fordern, dass sich die überarbeiteten EU-Richtlinien zur Luftqualität (AAQD) zumindest an die neuen Richtlinien anpassen und die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Auswirkungen der Luftverschmutzung auf Gesundheit und Umwelt widerspiegeln, um sicherzustellen, dass das Recht der Menschen auf saubere Luft respektiert wird“, sagt Samuelsson.

Die aktualisierten WHO-Richtlinien enthalten allerdings keine Empfehlungen zur gleichzeitigen Exposition mehrerer Luftschadstoffe. Deshalb sollten laut dem EEB umfassende Modelle entwickelt werden, um die Auswirkungen dieser Fälle multipler menschlicher Gesundheit zu quantifizieren.

Außerdem fordert das EEB die Europäische Gemeinschaft und die nationalen Regierungen dazu auf, die Verabschiedung neuer Gesetze zur Bekämpfung der Luftverschmutzungsquellen zu unterstützen, insbesondere in Sektoren mit Rückstand, wie Landwirtschaft, Hausheizung und Verkehr, einschließlich Schifffahrt. In Bezug auf die Hausheizung zeigt schließlich eine neue Studie des EEB und Green Transition Denmark, dass beim Heizen mit Holz und Kohle in kleinen privaten Öfen und Kesseln etwa die Hälfte aller Feinstaub und Ruß innerhalb der EU emittiert wird.

Im Jahr 2016 lebten 91 % der Weltbevölkerung in Gebieten, in denen die Grenzwerte der Leitlinien überschritten wurden. Eine aktuelle Analyse des Center for Research on Energy and Clean Air (CREA) ergab, dass selbst bei Einhaltung der bisherigen Grenzwerte die Luftverschmutzung jedes Jahr für rund 5,5 Millionen Todesfälle verantwortlich wäre.

EEB: A new study from the EEB and Green Transition Denmark

EEB Report: Where there’s fire, there’s smoke – Emissions from domestic heating with wood

Presseinfo WHO

WHO - Air pollution

EU-Kommission: EU-Konsultation Luftqualität

Aktuelle Luftgütedaten Umweltbundesamt

Umweltbundesamt - Artikel: Neue WHO-Leitlinien für Luftgüte