Wiener Zeitung: Supermärkte sollen fair handeln

13. April 18

"Es ist Zeit, den Bauern einen fairen Anteil des Kuchens zu geben - mit fairen Einkommen und einer besseren Verhandlungsposition." Mit diesen Worten hat EU-Agrarkommissar Phil Hogan, Sohn irischer Bauern, eine EU-Regelung gegen unfaire Handelspraktiken im Lebensmitteleinzelhandel angekündigt. Und er macht deutlich, warum Brüssel im Frühjahr 2018 die Sache in die Hand nehmen wird: "Selbstregulierungsmaßnahmen der Mitgliedstaaten zur Bekämpfung unlauterer Handelspraktiken haben bisher nur zu unzureichenden Ergebnissen geführt", lautet der Vorwurf des EU-Kommissars. Von einem "Krieg der EU gegen die Supermärkte" ist seither die Rede. Doch was steckt wirklich dahinter?

Fakt ist, dass Europas Landwirte ihre Produkte dank einer stetigen Marktkonzentration an immer weniger große Händler verkaufen müssen. Dass die daraus resultierende Abhängigkeit der Produzenten zu unfairen Handelspraktiken führt, hat das Europäische Parlament bereits 2016 festgestellt und die Kommission zum Handeln aufgefordert.

Es gibt aber auch EU-Staaten, die im Kampf um mehr Fairness schon weiter sind. "Seit 2013 gibt es die freiwillige ,SupplyCha!nge Initiative‘ der EU, die sich der Problematik unfairer Handelspraktiken annimmt", erklärt Martin Wildenberg von Global 2000. "Während einige Länder wie Ungarn, Slowakei oder Tschechien detaillierte gesetzliche Regelwerke geschaffen haben, berufen sich Deutschland und Österreich auf existierende allgemeine Rechtsvorschriften." Die Umweltorganisation fordert hingegen Regelungen, die Betroffenen ermöglichen sollen, unlautere Handelspraktiken anonym zur Anzeige zu bringen. "Das Problem ist die faktische Abhängigkeit der Produzenten. Sie befürchten, dass sich Beschwerden bei ihren Handelspartnern herumsprechen, sie als renitent gelten und ihre Produkte ausgelistet werden", sagt Wildenberg. [Quelle: Wiener Zeitung]

 

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Pressemitteilung BMNT