WWF-Bericht: EU für 16 Prozent der globalen Regenwald-Zerstörung verantwortlich

Durch den Import von Waren und Lebensmittel trägt die Europäische Union wesentlich zur globalen Zerstörung artenreicher Tropenwälder bei, wie ein neuer Bericht des World Wildlife Fund (WWF) zeigt. Demnach sind die EU-Staaten für 16 Prozent der globalen Regenwald-Abholzung durch internationalen Handel verantwortlich. Die EU liegt damit hinter China (24 Prozent) auf Platz zwei weltweit, dahinter liegen Indien (9 Prozent), den USA (7 Prozent) und Japan (5 Prozent). In Brasilien, Indonesien und Paraguay wurde für die EU-Importe dem Bericht zufolge die größte Waldfläche gerodet.

„Allein der Import von sechs Produkten – nämlich Soja, Palmöl und Rindfleisch, gefolgt von Holzprodukten, Kakao und Kaffee – ist für 80 Prozent der Regenwaldzerstörung verantwortlich. Europa darf die zerstörerischen Praktiken, unter denen diese Rohstoffe gewonnen werden, nicht durch ungebremste Nachfrage fördern, sondern muss seine globale Verantwortung wahrnehmen”, sagt WWF-Ernährungsexpertin Olivia Herzog. Als einen ersten Schritt fordert der WWF ein starkes EU-Lieferkettengesetz zum Schutz wertvoller Naturräume. „Wir brauchen dringend entwaldungsfreie Lieferketten. Produkte, die am europäischen Markt landen, dürfen nicht länger auf Kosten der Natur und der Menschenrechte produziert werden. Genau dafür muss sich jetzt auch die österreichische Bundesregierung in Brüssel einsetzen“, betont Herzog.

Fleischproduktion als Hauptursache

Zu den Hauptursachen für die weltweite Naturzerstörung zählen die Erschließung neuer Anbauflächen von Soja für die Futtermittelproduktion und die Erweiterung von Weideland für die Rindfleischproduktion. Demzufolge waren laut dem neuen WWF-Report importierte Agrar-Rohstoffe in die EU zwischen 2005 und 2017 für die Zerstörung von 3,5 Millionen Hektar tropischer Regenwälder verantwortlich. Allein der Konsum in Österreich beanspruchte innerhalb dieses Zeitraumes 36.400 Hektar.

Aktuelle Zahlen des World Resources Institute zeigen, dass die globale Regenwaldabholzung zunimmt: Trotz des Pandemie-bedingten, globalen Wirtschaftseinbruchs wurden 2020 um zwölf Prozent mehr Tropenwälder zerstört als im Vorjahr. „Besonders durch unseren großen Hunger auf Fleisch landen Lebensraumzerstörung, Artenverlust und die Auswirkungen der Klimakrise direkt auf unseren Tellern. Dabei können Konsument*innen oft nicht einmal nachvollziehen, woher ihre Lebensmittel stammen und unter welchen Bedingungen sie produziert wurden”, kritisiert Herzog und verweist auf die unzureichenden Herkunftsbezeichnungen von verarbeitetem Fleisch in Österreich. „Wir brauchen eine Planeten-verträgliche Ernährungswende in Österreich - sprich weniger Fleisch sowie mehr biologische und regionale Lebensmittel. Dann können wir dreimal täglich einen Beitrag zum Schutz unserer Lebensgrundlagen leisten.“

Laut dem WWF müsse der Fokus auf Wälder wie auch zunehmend auch auf den Schutz anderer artenreicher Ökosysteme gelegt werden. „Grasländer, Savannen, Feuchtgebiete dürfen nicht vermehrt unter Druck geraten, wenn Wälder geschützt werden. Sie stellen ebenfalls artenreiche Lebensräume dar. Besonders das Nebeneinander von verschiedenen Landschaften bietet den perfekten Lebensraum für eine bunte Vielfalt der Natur - dafür braucht es ganzheitliche Konzepte über Regionen und Sektoren hinweg”, erklärt Olivia Herzog.

WWF (Artikel: Rekord-Beteiligung: Mehr als eine Million Menschen fordern starkes EU-Gesetz gegen Entwaldung)

WWF (Report - pdf)

World Resources Institute

ORF (Artikel: EU zweitgrößter Waldzerstörer)