WWF: Bericht zu den Kosten der Plastikverschmutzung

Die gesellschaftlichen Kosten von Plastik sind enorm und ungleich verteilt. Vor allem ärmere Länder zahlen den Preis für die Auswirkungen der globalen Plastik-Krise – zu diesem Schluss kommt eine neue Studie der Beratungsfirma Dalberg im Auftrag der Umweltschutzorganisation WWF. Demnach ist die gesamte Plastik-Wertschöpfungskette – von der Gewinnung der Rohstoffe, über die Produktion, die Verwendung, die Entsorgung und Verschmutzung durch Plastikmüll – von strukturellen Schieflagen gekennzeichnet, die das weltweite soziale Ungleichgewicht befeuern. So tragen Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen bis zu zehnmal höhere Kosten der weltweiten Plastik-Krise als reiche Industrienationen, obwohl sie pro Kopf fast dreimal weniger Plastik verbrauchen. Es braucht ein internationales Abkommen, um diese Schieflage zu korrigieren und die Plastik-Flut zu stoppen.

Die Mehrkosten im globalen Süden entstehen laut dem Report vor allem durch die Umweltbelastungen des Plastik-Systems, wie Luftverschmutzung oder Schadstoffeintrag in Gewässer und Natur. Denn: Seit dem Jahr 2000 hat sich die weltweite Plastikmüllmenge auf 353 Millionen Tonnen verdoppelt. Doch nur zehn Prozent des globalen Plastikmülls werden recycled. 20 Prozent landen hingegen auf fragwürdigen Deponien, ungefiltert in der Umwelt oder werden illegal verbrannt. Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen sind außerdem schlechter im Umgang mit der Plastik-Flut ausgerüstet, was neben direkten Umweltschäden auch ernste Gesundheitsrisiken für marginalisierte Bevölkerungsgruppen beinhält. Insgesamt verursachen Krankheiten im Zusammenhang mit unsachgemäßer Abfallbewirtschaftung jährlich bis zu eine Million Todesfälle – 93 Prozent davon in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Auch die prekären Arbeitsbedingungen in der Abfallentsorgung sind oft gefährlich für die Arbeitenden.

Der WWF fordert daher ein starkes UN-Abkommen mit verbindlichen, harmonisierten Regeln für Produktion und Verbrauch. Ein wirksames Plastikabkommen muss Kunststoffprodukte mit hohem Verschmutzungsrisiko sowie besonders problematische oder toxische Polymere und Chemikalien verbieten, oder ihre Produktion auslaufen lassen. “Das Abkommen muss insbesondere Wegwerfartikel und Mikroplastik zur Priorität machen. Ein weltweites Verbot für risikoreiche und unnötige Einwegplastik-Produkte, wie etwa Plastikbesteck oder Zigarettenfilter muss Teil der Lösung sein”, sagt Axel Hein. Denn Einwegplastik-Produkte machen 60 Prozent des weltweit produzierten Kunststoffes aus. Außerdem muss das Abkommen Regeln zur Wiederverwertbarkeit und verbesserten Recyclingfähigkeit enthalten.

Weil die Sammlung von Plastikmüll in ärmeren Ländern besonders schlecht funktioniert, landet weggeworfenes Plastik in Flüssen und schließlich in den Ozeanen – und letztlich in unserer Nahrungskette. Mittlerweile geht man von schätzungsweise rund 150 Millionen Tonnen an Plastik aus, das in den Weltmeeren treibt. Wie sich die Mikroplastik-Verschmutzung über die Nahrungskette auf den Menschen auswirkt, ist noch zu wenig erforscht.

Neuer WWF-Report: Globaler Süden trägt Zehnfach-Kosten von Plastikverschmutzung