WWF: Bodenstrategie vertagt

Nach monatelanger Verzögerung hätte die Österreichische Raumordnungskonferenz (ÖROK) nun eine Bodenstrategie verabschieden sollen. Ziel ist es, bis 2030 den Bodenverbrauch um 80 Prozent auf 2,5 Hektar täglich zu reduzieren. Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) kündigte den Bundesländern dazu noch „klare Zielvorgaben“ an, Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) setzte hingegen auf „eine Diskussion des bisherigen Vorschlags“. Doch die bereits durchgesickerten Entwürfe waren zahnlos und gleichen laut WWF einer Kapitulation vor dem Flächenfraß. Bei einer Protestaktion vor dem Landwirtschaftsministerium fordert der WWF daher ein strenges Bodenschutz-Gesetz mit einer verbindlichen Obergrenze. Bund, Länder und Gemeinden sollten die notwendigen Maßnahmen im Zuge eines “Bodenschutz-Vertrages” umsetzen – darunter grundlegende Reformen in der Raumordnung und im Steuersystem sowie eine Naturschutz-Offensive.

Seit 2002 verfehlt die Politik das selbst gesteckte Reduktionsziel von 2,5 Hektar pro Tag. Alleine im Jahr 2022 wurde mit durchschnittlich 12 Hektar pro Tag fast das Fünffache verbraucht. Doch anstatt auf die Klimakrise und den Verlust der biologischen Vielfalt zu reagieren und das Ziel zu verschärfen, wird es nur schwach in der Strategie verankert. Keine der im Aktionsplan aufgezählten Maßnahmen soll vor 2026 umgesetzt werden. Zudem haben die Verantwortlichen die zentralen Themen Naturschutz und Verkehr ausgespart und keine öffentliche Begutachtungsphase des Entwurfs durchgeführt. Mit jedem Tag ohne Bodenschutz-Maßnahmen geht wertvolle Natur für immer verloren. Durch den Flächenfraß wird die Klimakrise und das Artensterben verstärkt aufgrund der wenigen Rückzugsräume für die Natur. Ohne Trendwende wäre langfristig auch die Versorgungssicherheit bedroht, weil viele Äcker für die Lebensmittelproduktion verloren gehen. Insbesondere die komplette Versiegelung mit Beton oder Asphalt zerstört überlebenswichtige Bodenfunktionen. Das erhöht das Risiko für lokale Überschwemmungen, füllt die Grundwasservorräte weniger auf und führt im Sommer zu Hitzeinseln.

Nach dem vorläufigen Scheitern der Bodenstrategie fordert die Umweltschutzorganisation WWF nun einen glaubwürdigen Neustart in der Bodenpolitik. Ein Fortschreiben des Stillstandes wäre fatal, denn mit im Schnitt 12 Hektar pro Tag liegt der Bodenverbrauch um fast das Fünffache über dem selbst gesteckten 2030-Ziel von 2,5 Hektar. Der WWF fordert insbesondere die Ökologisierung der Raumordnung und des Steuersystems, eine Naturschutz-Offensive und die Vorlage eines Reform- und Abbauplans durch den Finanzminister. 


Bodenschutzstrategie noch ohne gemeinsamen Nenner

Vor Bodenschutz-Gipfel: WWF kritisiert zahnlose Strategie und fordert strenges Gesetz gegen den Flächenfraß – BILD

Bodenstrategie vertagt – WWF fordert Neustart in der Bodenpolitik – BILD