WWF fordert: Keine künstliche Wasserzufuhr in den Neusiedler See

26. Nov 20

Die Naturschutzorganisation WWF Österreich unterstützt die klare Absage von Umweltministerin Leonore Gewessler an die künstliche Wasserzuleitung in den Neusiedler See. Zugleich fordert sie die burgenländische Landesregierung zur Aufgabe ihrer Pläne auf. „Die Ökologie des Sees würde durch eine künstliche Wasserzufuhr derart massiv geschädigt, dass sogar der weitere Fortbestand dieses einzigartigen Naturjuwels gefährdet wäre. Das muss unbedingt verhindert werden“, sagt WWF-Experte Bernhard Kohler.

In einer parlamentarischen Anfragebeantwortung hat die Umweltministerin vor den "schwerwiegenden Folgen für das gesamte Ökosystem“ und der möglichen "Aberkennung des Nationalparkstatus“ gewarnt. Die geplanten Eingriffe würden „die an die Bedingungen eines Steppensees angepassten Arten und Lebensgemeinschaften und damit hochrangige Schutzgüter der EU-Naturschutzrichtlinien und des Nationalparks gefährden“, schreibt Gewessler auf Anfrage von NEOS-Umweltsprecher Michael Bernhard.

Durch die Zuleitung von kalkreichem Donauwasser würde es zu einer massiven Veränderung des Chemismus im See kommen. Dies würde sowohl kurzfristig als auch langfristig katastrophale Folgen nach sich ziehen. „Durch den veränderten Salzhaushalt würde der See seine charakteristische Trübe verlieren. Kurzfristig würde dies zu einer Explosion des Algenwachstums führen, was sowohl für den Badetourismus, als auch für den Bootsverkehr abträglich wäre“, erklärt WWF-Experte Bernhard Kohler. „Noch schwerwiegender wären die langfristigen Folgen einer künstlichen Wasserzufuhr. Durch den verringerten Salzgehalt und durch das Ausbleiben von Trockenphasen würde es zu einer beschleunigten Verlandung kommen, denn der Schlamm, der sich bei dauernder Wasserführung am Seeboden ansammelt, wird nur abgebaut, wenn der See vorübergehend trockenfallen kann.“

Mit dem Verlust des Salzes ginge auch die besondere Fauna und Flora verloren, die für den See typisch ist und die der Grund für alle Naturschutzbemühungen und den hohen naturtouristischen Stellenwert der Region ist. Zudem gibt es Anzeichen dafür, dass sich der charakteristische Schilfgürtel bei ständiger und gleichmäßig hoher Wasserführung auflösen würde. Damit ginge dem See die wichtige Klärfunktion des Röhrichts verloren, die maßgeblich zur Reinhaltung des Sees beiträgt. „Wir sind zu Recht stolz auf unseren europaweit einzigartigen Steppensee und dürfen ihn nicht zu einer algenüberwucherten, schlammigen Badewanne machen“, sagt Kohler.

Der WWF schlägt mehrere Alternativen zur künstlichen Zuleitung vor. So müsse in Hochwasserphasen möglichst viel Wasser zurückgehalten werden, damit der See in Dürreperioden länger aushält. „Durch den Verzicht auf die rasche Ableitung von Hochwässern verhindern wir auch die Aussüßung des Sees. Denn jedes Mal, wenn das Wehr am Einserkanal geöffnet wird, rinnen unvorstellbar große Salzmengen zur Donau davon, die unwiederbringlich verloren sind. Anstatt Wasser je nach Bedarf zu- und abzuleiten, sollten ehemalige Überschwemmungsräume im Seevorgelände reaktiviert werden, während die Seebäder und Seezufahrten hochwassersicher gemacht werden“, fordert Kohler.

 

World Wildlife Fund