WWF fordert Maßnahmen gegen Billigfleisch

6. Aug 20

In dieser Forderung sieht sich der World Wildlife Funds (WWF) durch eine aktuelle Studie der Universität für Bodenkultur (BOKU) gestärkt. Die Studie, die von der Österreichischen Hagelversicherung in Auftrag gegeben wurde, erschien am 24. Juli und wurde gemeinsam mit Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) präsentiert.

Laut der BOKU-Studie fordern die Österreicher*innen umweltschonende Lebensmittel. Durchschnittlich acht von zehn Österreicher*innen geben an, dass ihnen Umweltschonung beim Lebensmittelkonsum wichtig ist und dass billige Lebensmittelpreise die größte Herausforderung für die Landwirtschaft sind.

„Die Studie zeigt ganz klar: das Bewusstsein bei Konsumentinnen und Konsumenten und der Wunsch nach einer umfassenden Ernährungswende sind groß“, sagt Hannah-Heidi Schindler, Expertin für nachhaltige Ernährung bei der Umweltschutzorganisation WWF Österreich. Sie sieht in den Ergebnissen einen klaren Arbeitsauftrag an Politik und Handel: „Nach wie vor werden in Österreich Fleischprodukte zu Schleuderpreisen verkauft, teilweise sogar mit Nachlässen bis zu 60 Prozent. Gleichzeitig wird eine flächendeckende Herkunftskennzeichnung auf allen Fleischprodukten weiterhin schmerzlich vermisst. Informierte, nachhaltige Kaufentscheidungen sind unter diesen Bedingungen schlichtweg nicht möglich.“

In der Corona-Krise seien, so Schindler, Lebensmittelsicherheit, regionale Versorgung und nachhaltige bzw. biologische Landwirtschaft wieder mehr in den Vordergrund gerückt. Der WWF sieht die Notwendigkeit einer grundlegenden Ernährungswende gegeben, die eine Transformation der gesamten Produktionskette umfasst. Der WWF Österreich fordert daher ein aktives Vorgehen der Politik gegen Billigfleisch und ein Ende der dauerhaften Preisnachlässe auf Fleischprodukte im Handel mit Ausnahme von Rabatten am Ende der Mindesthaltbarkeit.

„Der Preiskampf im Handel zerstört die Wertigkeit von Fleisch und erhöht den Druck auf Umwelt und Landwirtschaft“, kritisiert Schindler. „Die Verantwortung darüber darf nicht alleine an die Konsumentinnen und Konsumenten abgegeben werden. Wir brauchen ein Bekenntnis von der Politik und einen klaren, gesetzlichen Rahmen, um Lebensmitteln wieder jenen Wert zu geben, den sie eigentlich haben.“

Darüber hinaus brauche es eine transparente und verpflichtende Herkunftskennzeichnung im Handel und in der Gastronomie sowie faire Handels- und Wettbewerbsbedingungen, mit der Förderung einer klima- und umweltfreundlichen Produktion unter Einhaltung des Tierwohls. „Solange externe Kosten auf dem Preisschild nicht abgebildet werden, geht jeder Kauf auf Kosten unseres Planeten“, so die WWF-Expertin.

Etwa eine Million Tonnen genießbarer Nahrungsmittel landen in Österreich jährlich im Müll. Schätzungen zufolge wird rund ein Drittel der produzierten Lebensmittel nie gegessen. „Die billigen Preise und sich gegenseitig unterbietenden Rabattschlachten erhöhen die Kauf-Motivation. Diese stehen allerdings in keiner Relation zum tatsächlichen Wert des Produktes, zu den Auswirkungen auf die Umwelt und zu fair entlohnten Arbeitsbedingungen“, ist Schindler überzeugt. Vor allem tierische Produkte brauchen extrem viele Ressourcen und haben oft lange Transportwege - wie etwa beim Anbau und Import von Soja als Futtermittel in Brasilien - hinter sich. „Landen diese Lebensmittel dann auch noch im Müll, verlieren wir Unmengen von Ressourcen – für nichts. Es braucht daher auch von der Bundesregierung eine klare Strategie und einen Maßnahmenplan gegen unnötige Lebensmittelverschwendung“, betont Schindler.

WWF Presse