WWF fordert Rettungspaket für bedrohte Arten

Laut der Europäischen Umweltagentur  (EEA) weisen 83 Prozent der bewerteten heimischen Tiere und Pflanzen einen „mangelhaften“ bis „schlechten Zustand“ auf. Damit befindet sich Österreich europaweit auf dem vorletzten Platz. Außerdem sind 79 Prozent der bewerteten Lebensräume in keinem „guten Zustand“; hier landet Österreich mit Platz 18 nur im hinteren Mittelfeld von 28 untersuchten Ländern Europas.

„Österreichs oft strapazierte Rolle als Umweltmusterland ist ein reiner Mythos. Europaweit sind wir nur noch Nachzügler, weil wir Natur im großen Stil verbauen, verschmutzen und übernutzen“, sagt Arno Aschauer, Artenschutzexperte des World Wildlife Fund (WWF) Österreich.

Nun fordert der WWF einen Fünf-Punkte-Aktionsplan zur Rettung der heimischen Artenvielfalt. Demnach soll die Bundesregierung eine ambitionierte Biodiversitätsstrategie vorlegen, zehn Prozent der Staatsfläche unter strengen Schutz stellen, den rücksichtslosen Flächenfraß stoppen, ein Maßnahmenpaket gegen Wilderei beschließen sowie den Zustand geschützter Arten und Lebensräume besser erfassen. „Die biologische Vielfalt ist unsere Lebensgrundlage. Mit ihrer Zerstörung schaden wir uns letztlich selbst. Denn nur eine gesunde Natur bietet uns überlebenswichtige Leistungen wie saubere Luft, sauberes Trinkwasser und gesunde Lebensmittel“, erklärt Aschauer.

WWF-Aktionsplan fordert ambitionierte Biodiversitätsstrategie

Konkret fordert die Umweltschutzorganisation eine ambitionierte Biodiversitätsstrategie mit verbindlichen Ziele und einem Aktionsplan mit ausreichend Budget, den Bund, Länder und Gemeinden gemeinsam und effektiv umsetzen können. Zudem gelte es, zehn Prozent der Staatsfläche unter strengen Schutz zu stellen. Derzeit sind nur etwa drei Prozent der Bundesfläche Österreichs in der höchsten Kategorie (Wildnisgebiete und Nationalparks) streng geschützt. Das Potential sei laut dem WWF allerdings weit größer: Zehn Prozent streng geschützter Staatsfläche sollen das Ziel sein.

Als eine weitere Maßnahme soll der Flächenfraß gestoppt und geschädigte Lebensräume wieder hergestellt werden: Obwohl nach der Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes der tägliche Bodenverbrauch bis 2010 auf maximal 2,5 Hektar pro Tag gesenkt werden hätte sollen, liegt er aktuell bei durchschnittlich 12  bis 13 Hektar. Damit verliert Österreich im Durchschnitt fast 100 Quadratmeter wertvollen Grünlands pro Minute, was maßgeblich zum schlechten Zustand vieler Arten und ihrer Lebensräume beiträgt.

Darüber hinaus soll ein Maßnahmenpaket gegen Wilderei beschlossen werden. Bei sehr seltenen und streng geschützten Wildtieren – wie beispielsweise Seeadler oder Luchs – können wenige Fälle illegaler Verfolgung bereits die gesamte heimische Population bedrohen. Daher brauche es nach Ansicht des WWF verstärkte Anstrengungen von Bund und Ländern sowie mehr Ressourcen für Exekutive und Judikative, um Wildtierkriminalität zu verhindern, aufzuklären und konsequent zu bestrafen.

Schließlich sei das Monitoring von Lebensräumen und Arten zu verbessern. Aktuell gibt es in Österreich kein einheitliches System zur umfassenden Zustandsüberwachung, welches den fachlichen und rechtlichen Anforderungen genügt. Die Roten Listen gefährdeter Arten sind teilweise über 20 Jahre alt, flächendeckende Untersuchungen zum „Gesundheitszustand“ von Lebensräumen und Arten sind nur teilweise vorhanden – „dabei sind sie essenzielle Grundlage für ein effektives und effizientes Management zum Schutz der Artenvielfalt“, so der WWF.

 

World Wildlife Fund