WWF mahnt die Verantwortung der EU bei globaler Entwaldung ein

10. Sept 20

Die Zunahme betrifft sowohl die Zahl als auch die Größe der Waldbrände. Nach dem Rekordjahr 2019 haben im April 2020 die Waldbrandwarnungen das Ausmaß um 13 Prozent übertroffen. Ursachen seien die Dürren, der Klimawandel und die Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft, wobei für 75 Prozent aller Waldbrände der Mensch verantwortlich sei, so die Studie.

Von August 2019 bis Juli 2020 habe die Entwaldung des Amazonasgebietes stetig zugenommen, insgesamt um 33 Prozent zum Jahr davor. Allein im Juli sei die Anzahl der Brände im Vergleich zum Vorjahr aufgrund der steigenden Zahl illegaler Entwaldung um 28 Prozent gestiegen. Vor allem für die zu einem großen Anteil nach China und in die EU zu exportierenden Waren wie Soja und Rindfleisch werden große landwirtschaftliche Flächen (brand)gerodet.

"Die EU muss sich ihrem Teil der Verantwortung für die Amazonasbrände und die Entwaldung weltweit stellen“, forderte die Waldpolitikexpertin im WWF-Europabüro Anke Schulmeister-Oldenhove. „Wir importieren Produkte wie Soja und Rindfleisch aus Brasilien. Die Ausweitung der Landwirtschaft für solche Produkte schürt derzeit die Entwaldung und Brände im Amazonasgebiet, aber auch die Zerstörung anderer unberührter Natur wie des Cerrado. Die Verbraucher in der EU müssen sicher sein, dass die Produkte, die sie kaufen, nicht mit Entwaldung und Waldbränden in Verbindung stehen: Wir brauchen ein neues, starkes EU-Recht, um dies zu erreichen."

In den kommenden Wochen wird die Europäische Kommission eine öffentliche Konsultation zu einem neuen EU-Gesetz zur Entwaldung einleiten. Dies sei eine wichtige Chance, den Abholzungsfußabdruck der EU zu verändern und die Rolle der EU bei Waldbränden im Ausland drastisch zu verringern, so der WWF.

In einer Mitteilung der EU-Kommission vom Juli 2019 (COM(2019) 352 final) nimmt die Kommission unter dem Titel "Intensivierung der EU-Maßnahmen zum Schutz und zur Wiederherstellung der Wälder in der Welt“ Bezug auf den globalen Waldschutz. Der Landwirtschaftsrat hatte sich im Dezember 2019 dazu geäußert (EU-News 17.12.2019).

Als Antwort auf die Mitteilung der Kommission hat der Umweltausschuss des EU-Parlaments einen eigenen Initiativbericht verfasst. Zu den 25 ausgehandelten Punkten gehört die Aufforderung an die Kommission, unverzüglich einen Vorschlag für einen verbindlichen europäischen Rechtsrahmen auf der Grundlage der Sorgfaltspflicht vorzulegen, um eine nachhaltige und entwaldungsfreie Lieferkette für Produkte zu gewährleisten, die auf den EU-Markt gebracht werden. Der Bericht von Stanislav Polčák (EVP, Tschechien) wurde mit großer Mehrheit angenommen (EU-News 09.07.2020).

Parallel gibt es einen eigenen Initiativbericht des EU-Parlaments zu entwaldungsfreien Lieferketten. Delara Burkhardt (SPD) hat ihren Entwurf  Mitte Juni vorgelegt und hofft, dass dieser Ende Oktober die Zustimmung im Plenum des Europäischen Parlaments finden wird. Die EU-Kommission wird darin aufgefordert, Anfang 2021 ein entsprechendes Gesetz vorzuschlagen.

Entsprechend der Biodiversitätsstrategie will die EU die Quantität, Qualität und Widerstandsfähigkeit ihrer eigenen Wälder verbessern: Die Kommission will 2021 eine spezielle EU-Forststrategie vorschlagen sowie neue Nachhaltigkeitskriterien für die energetische Nutzung forstwirtschaftlicher Biomasse ausarbeiten. Bis 2030 sollen in der EU mindestens drei Milliarden neue Bäume gepflanzt werden.

Erst im Juni hatten Unternehmen zusammen mit der Weltnaturschutzunion IUCN gefordert, global und in der EU mehr für den Naturschutz zu tun, da Abholzung zunehmend auch Gesundheitsprobleme verursache (EU-News 18.06.2020). Anfang Juli ergab eine Studie, dass zwischen 2016 und 2018 ein "abrupter Anstieg" der Abholzung in Europa festzustellen war. Euronatur hat über Hunderttausend Unterschriften zum Schutz rumänischer Urwälder übergeben. Die Waldschutzorganisation FERN forderte "Biodiversität zuerst" (EU-News 02.07.2020).

 

WWF-Pressemitteilung zur Studie Forest fire emergency demands ambitioous EU acton now

Hintergrund: FERN zu den guten Gründen für ein EU-Gesetz zum weltweiten Waldschutz

DNR EU-Umweltnews