WWF-Report: Eine Million Tonnen Geisternetze landen jährlich in den Meeren
29. Okt 20
Jährlich landen nach einem aktuellen Report der Umweltorganisation World Wildlife Fund (WWF) bis zu eine Million Tonnen verlorener oder zurückgelassener Fischereinetze, auch Geisternetze genannt, in den Weltmeeren. Demnach besteht mindestens ein Drittel des gesamten Meeresmülls aus alter Fischereiausrüstung, der für Meerestiere gefährlichsten Form von Plastikmüll in den Ozeanen.
„Geisternetze sind eine unterschätzte und unsichtbare Todesfalle. Sie brauchen Jahrzehnte bis zur vollständigen Zersetzung“, warnt der WWF-Meeresbiologe Axel Hein. „Noch lange darüber hinaus bleiben sie eine Gefahr für viele Meerestiere. Wale, Delfine, Robben, Schildkröten oder Seevögel verfangen sich darin oder verwechseln Teile davon mit Nahrung. Beides führt zum langsamen und qualvollen Tod.“ Daher fordert der WWF ein globales UN-Abkommen, das den Eintrag von Plastikmüll in die Meere wie die unsachgemäße Entsorgung von Fischereiausrüstung bis 2030 beendet.
Plastikmüll in unseren Meeren wird zunehmend als globales Problem erkannt, während Geisternetze zu langsam die dringend notwendige Aufmerksamkeit der Weltpolitik bekommen, beklagt der WWF. „Dabei hat sich die Zahl der direkt betroffenen Tierarten in den letzten 20 Jahren auf 557 verdoppelt. Unsere Untersuchungen zeigen, dass 66 Prozent aller Meeressäuger wie Wale, Delfine und Robben, 50 Prozent der Seevögel und alle sieben Arten von Meeresschildkröten Schaden durch Geisternetze oder anderen Plastikmüll erleiden“, erklärt Hein. Im mexikanischen Golf von Kalifornien sind illegale und zurückgelassene Stellnetze hauptverantwortlich dafür, dass der Vaquita-Schweinswal kurz vor der Ausrottung steht. Die verbliebene Population wird auf nur noch zehn Individuen geschätzt. „Geisternetze zerstören auch wertvolle Lebensräume vieler Arten. Sie schädigen Korallenriffe und die marine Vegetation, führen zu Sedimentablagerungen und blockieren den Zugang zu wichtigen Habitaten wie zum Beispiel Laichplätzen“, so Hein.
Nun appelliert der WWF Österreich an die Bundesregierung, sich auf allen diplomatischen Ebenen für ein weltweit verbindliches UN-Abkommen gegen den Eintrag von Plastikmüll in die Meere einzusetzen. Der Kampf gegen Geisternetze als tödlichste Form der Plastikverschmutzung müsse in dem Pakt eine zentrale Rolle einnehmen. Neben der Politik nimmt die Umweltorganisation auch die Fischereiwirtschaft in die Pflicht. „90 Prozent der durch Geisternetze getöteten Arten sind von kommerziellem Nutzen. Es liegt im Eigeninteresse der Fischereiwirtschaft, das selbst verursachte Problem schnellst möglich in den Griff zu bekommen“, betont Hein.
WWF-Petition gegen die Plastikflut
Seit Jahren setzt sich der WWF für ein umfassendes Abkommen gegen die Plastikflut ein. Die entsprechende WWF-Petition wurde bisher von fast zwei Millionen Menschen unterzeichnet und kann online unterstützt werden: WWF-Petition gegen die Plastikflut
Download des WWF-Reports „Stop Ghost Gear – The Most Deadly Form of Marine Plastic Debris“
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