Zum Welternährungstag: Ernährungswende für Klimaschutz

15. Okt 20

Eine planetenverträgliche Umstellung des Speiseplans könnte weltweit 30 Prozent der ernährungsbedingten Treibhausgase einsparen und den Artenschwund eindämmen. Zunächst müsse Österreich seinen viel zu hohen Fleischkonsum reduzieren. Das zeigt ein neuer Bericht des World Wildlife Fund (WWF) zum Welternährungstag am 16. Oktober.

Dem Bericht zufolge ist eine Neuausrichtung des globalen Ernährungssystems an den natürlichen Belastungsgrenzen der Erde notwendig: Demnach könnte ein Speiseplan, der sich an den planetaren Grenzen orientiert, 30 Prozent der bei der Nahrungsmittelproduktion entstehenden Treibhausgas-Emissionen einsparen sowie das Artensterben massiv reduzieren. Die positiven Effekte ergeben sich vor allem aus einer starken Reduktion tierischer Lebensmittel, deren Produktion und Konsum sowohl die Klimakrise als auch den Naturverlust besonders befeuert. „Derzeit überschreiten wir die planetaren Grenzen um ein Vielfaches“, erklärt Hannah-Heidi Schindler, Programm-Managerin für nachhaltige Ernährung beim WWF Österreich. „Daher muss die Politik ihre Verantwortung für ein gesundes Ernährungssystem deutlich stärker wahrnehmen, anstatt sie nur an die Menschen auszulagern: von einer umweltverträglichen Landwirtschaft über den Stopp des rücksichtslosen Flächenfraßes bis zur Halbierung der Lebensmittelverschwendung gibt es sehr viel zu tun.“ 

Für seinen Report hat der WWF mehrere Ernährungsweisen auf ihre Folgen für den Planeten untersucht und leitet daraus Strategien für eine grundlegende Ernährungswende ab. Die Maßnahmen reichen vom stärkeren Schutz der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft über mehr naturbasierte Klimaschutz-Lösungen bis hin zur Eindämmung des rasanten Bodenverbrauchs. “Die Landnutzung muss sich weltweit ändern, wenn wir das Artensterben und die Klimakrise eindämmen wollen. Mit dem jetzigen Raubbau an der Natur sägen wir am Ast, auf dem wir selbst sitzen”, warnt Schindler.

 

Fleischreduktion als Chance

Derzeit werden für den Anbau von billigen Futtermitteln wie Soja jedes Jahr Millionen Hektar Wald gerodet – und das vor allem in Gebieten mit hohem Entwaldungsdruck wie in Brasilien. „Eine wichtige Maßnahme wäre ein europäischer Importstopp für Lebensmittel, deren Produktion in anderen Weltregionen die letzten Tropenwälder zerstört”, fordert Schindler. Aktuell setzt sich der WWF mit der Petition #Together4Forests für ein starkes EU-Waldschutzgesetz ein, das entwaldungsfreie Lieferketten garantiert.

Besonders in den Industrieländern ist der Fleischkonsum hoch. In Österreich liegt der jährliche Fleischkonsum mit 63 Kilo pro Person drei Mal höher als von den Gesundheitsbehörden empfohlen. “Wir brauchen einen Aktionsplan für eine ökologische Ernährungswende - von einer verpflichtenden Kennzeichnung nach Herkunft und Tierwohl bis zum Stopp des Billigfleischs aus Massentierhaltung. Denn die ständige Rabattierung ist Teil eines fatalen Kreislaufs, der nicht nur auf Kosten der Umwelt geht, sondern auch die heimische Landwirtschaft belastet”, warnt Schindler.

 

Hintergrund Planeten-Ernährung

Mit der sogenannten Planeten-Ernährung wird eine Ernährungsweise genannt, welche sich an den planetaren Grenzen der Erde orientiert und eine die einen hohen Nutzen für die menschliche Gesundheit und einen geringen Einfluss auf die Umwelt hat. Zugleich lässt sich die Ernährungsweise auf Geografie, Kulturen und Traditionen sowie lokale Verfügbarkeiten von Nahrungsmitteln anpassen. Diese Nahrungsmittel sind gesund und können nachhaltig ohne Umweltausbeutung produziert werden. Tierische Lebensmittel sollten in einem weit geringeren Ausmaß und wenn möglich aus einer nachhaltigen Produktion konsumiert werden. Der aktuell oftmals übermäßige Verzehr von tierischen Lebensmitteln wird in der planetenbasierten Ernährungsweise durch eine Erhöhung von pflanzlichen Lebensmitteln ausgeglichen.

 

WWF - Bending the Curve - Summary (engl)

WWF - Bending the Curve - Langfassung (engl)