ZWE-Studie: Chemisches Recycling von Verpackungen neunmal klimaschädlicher als mechanisches
Die Organisation Zero Waste Europe hat sich zur geplanten Überarbeitung der Abfallrahmenrichtlinie geäußert. Die Umweltorganisation verweist dabei auf ihre aktuelle, gemeinsam mit der Allianz Rethink Plastic erstellte Studie, wonach mechanisches Recycling von Verpackungen neunmal weniger Treibhausgasemissionen ausstoße als chemisches Recycling (Pyrolyse). ZWE ist für die in der Vorwoche veröffentlichte Studie der Frage nachgegangen, wie die EU-Gesetzgebung so überarbeitet werden kann, dass sie mit den Zielen des europäischen Green Deal übereinstimmt. Dazu hat sie ein entsprechendes Positionspapier veröffentlicht.
Die Europäische Union hatte sich mit dem ersten Paket zur Kreislaufwirtschaft vorgenommen, die unnötige Verschwendung von Ressourcen, Energie und Nährstoffen zu bekämpfen und mit dem europäischen Green Deal bis 2050 kohlenstoffneutral und kreislauforientiert zu sein. Ein zweites Paket zur Kreislaufwirtschaft soll am 30. November dieses Jahres veröffentlicht werden.
Bislang habe die EU-Abfallpolitik allerdings nur zu einer quantitativen Steigerung des Recyclings und einer Verringerung der Deponierung geführt, aber weiterhin die Verbrennung in großem Umfang unterstützt, kritisierte ZWE. Die Abfallmenge habe in den letzten zehn Jahren eher zu- als abgenommen.
ZWE fordert Verbesserung des Abfallmanagementsystems und Abfallvermeidung
Die Abfallrahmenrichtlinie (Waste Framework Directive - WFD) wird gegenwärtig überarbeitet. Aus der Sicht von ZWE müsse das Ziel die qualitative Verbesserung des Abfallmanagementsystems sowie grundsätzlich die Abfallvermeidung sein. Der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft sollte vor allem die Verringerung der Ressourcennutzung in den Mittelpunkt stellen, dazu müssten Gewinnungs-, Produktions- und Verbrauchsmuster völlig umgestaltet werden.
Dem Circularity Gap Report 2022 zufolge habe die Kreislaufwirtschaft in Europa derzeit nur einen Anteil von 12,8 Prozent, während die lineare Wirtschaft in Europa immer noch die Norm sei. Grund dafür sei das Fehlen der nötigen Infrastruktur; die niedrigen Recycling- und Wiederverwendungsquoten sowie Fast Fashion würden die Müllberge erhöhen.
Die ZWE begrüßt die Absicht der EU-Kommission, Ziele für die Abfallvermeidung und die Reduzierung von Lebensmittelabfällen vorzuschlagen sowie die getrennte Sammlung zu verbessern und zu harmonisieren, finanzielle Anreize wie Pay As You Throw (PAYT) zu schaffen, die Wiederverwendung stärker zu fördern, den Anwendungsbereich der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) auszuweiten und die EPR zur Erreichung der Abfallvermeidungsziele zu nutzen.
ZWE: Konkrete Umsetzung vor Ort müsse erleichtert werden
Folglich komme die WFD-Überarbeitung „zur rechten Zeit“. Aus Sicht von ZWE müsse sie die Erleichterung der konkreten Umsetzung vor Ort in den europäischen Gemeinden durch die Verabschiedung verbindlicher Abfallvermeidungsziele und Konzentration auf die Verringerung des Restmülls insgesamt bewirken, anstatt einer Entsorgungstechnologie den Vorzug vor einer anderen zu geben.
Außerdem müssten die verbindlichen Regelungen zur erweiterten Herstellerverantwortung (EPR-Systeme) in einer Weise neu gestaltet werden, welche die Macht der Hersteller:innen begrenzt und die Verursacher:innen zur Verantwortung zieht. Darüber hinaus sollte eine Anhebung der Standards für die Abfallsammlung und -verwertung angestrebt werden, um mehr und sicherere hochwertige Sekundärrohstoffe zu liefern.
Die Studie "Climate impact of pyrolysis of waste plastic packaging in comparison with reuse and mechanical recycling" basiert auf den geschätzten zukünftigen Zielen an Recyclinganteilen in Plastikverpackungen, welche das Beratungsunternehmen Eunomia für die EU-Kommission in verschiedenen Szenarien erarbeitet hatte. Hintergrund ist die Überarbeitung der Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle sowie die mögliche Einführung von Zielen für den Recyclinganteil von Kunststoffverpackungen bis 2030.
Zero Waste Europe: Revision of the Waste Framework Directive