Biodiversität bei multi-funktionaler Waldbewirtschaftung

20. Nov 20

Ein wichtiger Schritt, um Biodiversität und Klimafitness zu erhöhen, ist die Orientierung an klimastabilen, natürlichen Waldgesellschaften. Um dem steigenden Bedarf an Holz und gleichzeitig dem Naturschutz gerecht zu werden, ist eine multifunktionale Waldwirtschaft anzustreben, die auf Biodiversitätsmanagement baut.

Das LE-Projekt „Biodiversität und multifunktionale Bewirtschaftung im Wald“ der Österreichischen Bundesforste unter Beteiligung des Umweltdachverbandes und anderer Organisationen soll zeigen, wie das funktionieren kann. Ziel des Pilotprojektes ist es, Waldbewirtschafter*innen praxistaugliche Handlungsempfehlungen zur Förderung von Arten und Lebensräumen in die Hand zu geben. Für die Pilotregion – PEFC-Region 6 „Östliche Zwischenalpen“ – wird dazu auf Basis der Roten Listen Österreichs ein Leitbild erstellt. Ziel ist es, das Konzept des Pilotprojektes mittelfristig in ganz Österreich umzusetzen.

 

Naturnah, ökologisch, nachhaltig

Der heimische Wald nimmt knapp die Hälfte der Bundesfläche ein und ist damit das dominierende Ökosystem. Etwa die Hälfte der 67.000 Arten der heimischen Tier-, Pflanzen- & Pilzwelt lebt darin.  Insgesamt gibt es in Österreich rund 3,4 Milliarden Bäume und 65 Baumarten. Wälder wirken ausgleichend auf das Klima, sorgen für gute Luft und sauberes Wasser. Sie bieten Schutz vor Lawinen, Muren, Steinschlägen & Co. und liefern Holz, Pilze, Beeren und Kräuter. Sie sind Quelle für medizinische Substanzen wie Penicillin, das aus einem Bodenpilz gewonnen wird. Als Erholungsraum beeinflussen sie unsere Gesundheit positiv.

Allerdings sind die Wälder zunehmend gefährdet. Denn gemeinsam mit anderen Faktoren wie der einseitigen Förderung der Fichte wirkt sich die Erderwärmung mit Niederschlagsdefiziten, Windwürfen, Schneedruck und Borkenkäferkalamitäten aus. Zusätzlich schmerzhaft sind diese Belastungen angesichts des großen Wirkungspotenzials der Wälder als CO2-Speicher. Rund 3,6 Milliarden Tonnen CO2 sind in Österreichs Wäldern gebunden. Das ist mehr als die 40-fache Menge CO2, die in unserem Land jährlich ausgestoßen wird. Damit ist der Wald einer der wichtigsten Gegenpole der Klimakrise.

Nachhaltige Klimawandelanpassungen sind deshalb zentral in der Waldbewirtschaftung. Dazu gehören eine zielgerichtete Naturverjüngung zum Aufbau klimaresistenter, standortangepasster Mischwälder sowie entprechendes Schalenwildmanagement. In zahlreichen Biodiversitätsstrategien ist zudem der Schutz alter Wälder – etwa in Naturwaldreservaten – ein wichtiges Ziel. Als weiterer Faktor gilt ein hoher Totholzanteil im Wald, der Lebensraum für Tiere und Pflanzen bietet und als Nährstoff-, Kohlenstoff- und Wasserspeicher agiert. Fazit: Der Tausendsassa Wald braucht langfristiges Management – der Aufbau naturnaher, ökologisch nachhaltiger und klimafitter Waldbestände muss dabei im Vordergrund stehen.

 

Umweltdachverband