Brüssel stellt Offshore-Windenergie-Strategie vor

26. Nov 20

Mit der EU-Strategie für erneuerbare Offshore-Energie soll die Windenergiekapazität auf See von derzeit 12 Gigawatt (GW) bis 2030 zunächst auf mindestens 60 GW und bis 2050 auf 300 GW ausgebaut werden. Die EU-Kommission will die Offshore-Windkraftanlagen bis 2050 durch 40 GW an Meeresenergie – also Wellen- und Gezeitenkraftwerke – sowie durch Energie, die mit anderen neuen Technologien wie schwimmenden Wind- und Solaranlagen erzeugt wird, ergänzen.

Brüssel zeigt sich optimistisch, dass Nordsee, Ostsee, Schwarzes Meer, Mittelmeer und Atlantik genügend Platz für Windenergieanlagen bieten. „In der heute vorgelegten Strategie wird dargelegt, wie wir die erneuerbare Offshore-Energie in Kombination mit anderen Aktivitäten des Menschen wie Fischerei, Aquakultur oder Schifffahrt und im Einklang mit der Natur ausbauen können“, ist der für Umwelt, Meere und Fischerei zuständige Kommissar Virginijus Sinkevičius überzeugt.

Klima- und Umweltorganisationen begrüßten zwar die Strategie, warnten zugleich vor negativen Folgen für Meeresökosysteme. Sowohl das European Environmental Bureau (EEB) als auch das Climate Action Network (CAN) Europe begrüßten den Vorschlag der EU-Kommission als einen weiteren zentralen Baustein des Europäischen Green Deal. Denn ein massiver Ausbau erneuerbarer Energien sei notwendig, um die internationalen und europäischen Klimaziele zu erreichen. Aber der Ausbau der Windenergie auf See dürfe nicht zulasten der marinen Ökosysteme gehen. So warnte das EEB, dass die Montage und der Betrieb von Windturbinen Meeressäuger, Fische und Seevögel potentiell gefährden könne. Zudem müssten EU und Mitgliedstaaten sicherstellen, dass ein Anteil von 30 Prozent der europäischen Meere als besondere Schutzzonen ausgewiesen werde.

 

Offshore-Arbeitsgruppe für naturverträglichen Ausbau

Die europäische Offshore-Koalition zum Schutz der Meere beim Ausbau der Windenergie auf See wurde letzte Woche Montag gegründet. Diese Arbeitsgruppe soll nach Darstellung des deutschen Naturschutzbundes (NABU) einen gemeinsamen Ansatz erarbeiten, der Natur- und Klimaschutz beim Ausbau der Offshore-Windkraft in Einklang bringen soll. Zu den Gründungsmitgliedern der Arbeitsgruppe gehören neben dem NABU weitere Nichtregierungsorganisationen, Vertreter*innen der europäischen Windindustrie, Übertragungsnetzbetreiber und Hersteller sowie die Renewables Grid Initative.

 

Große Wertschöpfung durch europäische Windbranche

Die europäische Windbranche bringt Wertschöpfung und Arbeitsplätze und hat große Potentiale für die Zukunft. Derzeit arbeiten 300.000 Personen in Europa in der Windbranche und diese steuert pro Jahr 37 Milliarden Euro zum BIP bei. Darüber hinaus fließen 5 Milliarden Euro an Steuern in die europäischen Finanzministerien. Vom jährlichen Umsatzvolumen von 60 Milliarden Euro bleiben 65 Prozent an heimischer Wertschöpfung in Europa. 42 Prozent aller Windkrafthersteller sind europäisch. Von den größten zehn Herstellern haben fünf ihre Zentrale auf dem europäischen Kontinent. Auch die Zulieferindustrie ist in Europa mit einem Umsatzvolumen von 13 Milliarden Euro stark vertreten. 31 Prozent aller Produktionsstandorte stehen in Europa.

"Die Windbranche bringt so die Gewinne in den ländlichen Raum", bemerkt Giles Dickson, Geschäftsführer von WindEurope, dem Dachverband der Windenergie in Europa. Wenn die Politik in Europa die Maßnahmen umsetzt, die zu den selbstgesteckten Zielen passen, könnte die Windbranche bis 2030 weitere 450.000 Arbeitsplätze bereitstellen und würde 50 Milliarden Euro zum BIP beitragen. „Vorausgesetzt, die Regierungen setzen die nötigen Maßnahmen um. Wenn nicht, wird die Windbranche 20.000 Arbeitsplätze verlieren“, so Dickson.

 

Brüssel stellt Offshore-Windenergie-Strategie vor

EU-Kommission: Erneuerbare Offshore-Energie fördern – für ein klimaneutrales Europa 

CAN Europe: It’s time to turn the tide and boost offshore renewable energy in clean and healthy oceans 

EEB: EU offshore wind strategy must ensure protection of marine habitats 

NABU: Start der Offshore-Koalition: Windenergieausbau und Naturschutz in Einklang bringen 

Ökonews

Commission issues guidance on reconciling wind energy developments and nature